Mogadischu/Addis Abeba - Die somalische Shabaab-Miliz hat Dienstagabend den Präsidentenpalast in der Hauptstadt Mogadischu angegriffen. Die Angreifer hätten erst eine Bombe an der Rückseite des Palasts gezündet, bevor sie einen anderen Eingang stürmten, berichteten die somalischen Sicherheitskräfte. Nach dem Feuergefecht hätten sich die neun Angreifer in die Luft gesprengt. Ob es bei den Sicherheitskräften Opfer gab, war unklar.

"Es gab mindestens neun Angreifer, alle wurden getötet, die Situation ist unter Kontrolle, der Angriff ist vorüber", sagte der Sicherheitsbeamte Abdi Ahmed. Es habe acht Explosionen gegeben, bei denen es sich wohl um Sprengstoffwesten der Aufständischen gehandelt habe. Ein Shabaab-Sprecher sagte, die Kämpfer seien ins Innere des Palastkomplexes vorgedrungen und kontrollierten "das Hauptquartier des Ketzer-Regimes". Er sprach von mehreren Toten und nannte die Operation einen Erfolg.

Präsident in Sicherheit

Die Darstellung der islamistischen Rebellengruppe konnten nicht unmittelbar überprüft werden, doch sind ihre Angaben über eigene Erfolge oft übertrieben. Aus Sicherheitskreisen verlautete, Präsident Hassan Sheikh Mohamud ebenso wie Ministerpräsident Abdiweli Sheikh Ahmed seien in Sicherheit und hätten sich zur Zeit des Angriffs nicht im Palast aufgehalten. Der Präsident sei unter dem Schutz von Soldaten der Afrikanischen Union.

Der UN-Vertreter in Somalia, Nicholas Kay, verurteilte den Angriff als "einen Versuch, die Somalier um den friedlichen Staat zu bringen, den sie verdienen". Der "Terror wird nicht gewinnen", erklärte Kay.

Auch Dörfer in Kenia angegriffen

In Somalia herrscht seit dem Sturz von Präsident Siad Barre 1991 Bürgerkrieg. Die Shabaab kämpft seit Jahren gegen die somalische Übergangsregierung und ihre internationalen Unterstützer. Über Jahre kontrollierte sie weite Gebiete im Süden und Zentrum des Landes, doch wurde sie inzwischen aus Mogadischu und anderen Städten zurückgedrängt. Allerdings verübt sie weiterhin regelmäßig Angriffe auf Sicherheitskräfte und Behörden.

Erst am Samstag hatte die Gruppe bei einem Selbstmordanschlag auf das Parlament vier Menschen getötet. Im Februar hatte die Miliz bereits einmal den Präsidentenpalast angegriffen. Als Vergeltung für die Unterstützung Kenias für die somalische Regierung griff die Shabaab in den vergangenen Wochen zudem mehrere Dörfer im Norden Kenias an. Zu Beginn des islamischen Fastenmonats Ramadan Ende Juni drohte die Shabaab mit einer Verstärkung der Angriffe.

Geheimdienstchef entlassen

Als Konsequenz hat Somalias Präsident Hassan Sheikh Mohamud (Mahmud) die Leiter der Polizei und des Geheimdiensts entlassen. Der frühere Geheimdienstchef Khalif Ahmed Ereg sei zum neuen Minister für Nationale Sicherheit ernannt worden, teilte Informationsminister Mustafa Duhulow am Mittwoch darüber hinaus mit.(APA, 8.7.2014)