Ein Denkmal für Lise Meitner fehlt in Österreich noch.

Foto: : Malte Heitmann

Am Donnerstag wird im Ehrenhof der Berliner Humboldt-Universität ein Denkmal für die 1878 in Wien geborenen Kernphysikerin Lise Meitner enthüllt. Meitner promovierte als eine der ersten Frauen 1906 in Wien und lieferte 1939 gemeinsam mit ihrem Neffen Otto Frisch die erste theoretische Erklärung für die Kernspaltung. Sie gilt als eine der bedeutendsten Naturwissenschafterinnen des 20. Jahrhunderts – ihre Forschungen und Entdeckungen prägen die Physik bis heute.

Frau und Jüdin

Am Anfang habe sie gelitten, weil sie eine Frau war; später habe sie gelitten, weil sie Jüdin war: So beschreibt Meitner in den 1950er-Jahren ihr Leben im Rückblick. Die Tochter eines jüdischen Anwaltes und einer Hausfrau studiert Mathematik, Physik und Philosophie an der Universität Wien, wechselt 1907 zu Studienzwecken nach Berlin. Ihre Experimente muss sie dort im Keller der Universität durchführen – zu den richtigen Labors haben Frauen keinen Zutritt. 1926 wird sie dennoch die erste Professorin Berlins, verliert aber aufgrund ihrer jüdischen Abstammung 1933 die Erlaubnis zu unterrichten. 1938 treibt sie der Antisemitismus ins Exil nach Schweden.

Kein Nobelpreis

Weil sie große Teile ihrer bahnbrechenden physikalischen Entdeckungen nicht unter ihrem Namen publizieren kann, geht sie bei der Vergabe der Nobelpreis für Physik und Chemie stets leer aus. Allein zwischen 1939 und 1945 ist sie neunmal nominiert; neunmal geht der Preis an männliche Kollegen.

Das am Donnerstag präsentierte Berliner Denkmal wurde von der Bildhauerin Anna Franziska Schwarzbach gestaltet. Es soll neben der Ehrung von Lise Meitners wissenschaftlicher Leistung auch Gedenkort sein und an all jene Wissenschafterinnen und Wissenschafter erinnern, deren Karriere durch antisemitische Verfolgung, Vertreibung und Ermordung beendet wurde.

Auf Augenhöhe mit Max Planck

Das Denkmal für Lise Meitner ist das erste für eine Wissenschafterin in Deutschland. Eine Nachbildung der Kernphysikerin steht nun also im Ehrenhof der Humboldt-Universität – vis-a-vis und auf Augenhöhe der Büsten von Max Planck, Theodor Mommsen und Hermann von Helmholtz. In Österreich erinnert bislang übrigens keine einzige Büste oder Statue an Lise Meitner - einzig die Fakultät für Physik der Universität Wien hat einen Hörsaal nach ihr benannt.  (Lisa Mayr, dieStandard.at, 9.7.2014)

Update vom 10.7.2014: Das Pressebüro der Universität Wien hat uns per Mail mitgeteilt, dass im Rahmen der 650-Jahre-Feier der Universität im kommenden Jahr eine Büste zu Ehren Lise Meitners an der Universität Wien aufgestellt werden soll.