Der Verkauf der Hypo-Töchter in Südosteuropa geht in die Zielgerade.

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Wien - Die Hypo Alpe Adria muss ihre Südosteuropa-Töchter verkaufen - und dem Vernehmen nach gibt es drei Anbieter, die sich um das gesamte Netz bemühen. Die anderen Bieter (angeblich sind es vier) sollen nur an einzelnen Landesgesellschaften interessiert sein. Die Bank ist in Serbien, Bosnien-Herzegowina, Slowenien, Montenegro und Kroatien aktiv; Italien muss extra verwertet werden - für dieses verlustreiche Sorgenkind gibt es noch keine endgültige Lösung. In der neuen Struktur wird die Italien-Tochter unter der Holding hängen - als Schwester der SEE-Gesellschaft.

Am gesamten SEE-Netzwerk zeigen sich zwei Oligarchen und ein amerikanischer Private-Equity-Fonds interessiert. Bei Letzterem handelt es sich um die Advent International Corporation mit Sitz in Boston, die zuletzt ein Vermögen von rund 18 Milliarden Euro verwaltet hat. Advent soll sich mit der EBRD, der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung, zusammengetan haben.

Außerdem auf der Bieterliste: der bulgarische Oligarch Denis Barekov (Via-Group), der mit der russischen VTB Bank auf einem Ticket unterwegs sein soll. Aus Russland soll sich der Oligarch und Banken-Aufkäufer Igor Kim für das Bankennetzwerk interessieren. Der in Kasachstan geborene Millionär hat schon die russischen Töchter von WestLB, Santander, Barclays Bank und Morgan Stanley gekauft. Dem Vernehmen nach soll er das schlechteste Blatt haben; am ehesten dürften der Fonds Advent oder Barekov mit der VTB zum Zug kommen. Viel Zeit ist nicht mehr: Im August soll schon das Signing stattfinden.

Rote Zahlen

Die Bilanz 2013 des SEE-Netzwerkes wurde erst in der jüngsten Hauptversammlung festgestellt und beschlossen - der alte Hypo-Aufsichtsrat hat sich mit dieser Sache nicht mehr beschäftigt. Laut Informationen des Standard betrug der Verlust des Südosteuropa-Netzwerkes 2013 (im Einzelabschluss der Hypo) rund 30 Millionen Euro. In der Konzernbilanz hat sich der Verlust wegen der anderen Bilanzierungsregeln nicht niedergeschlagen.

Abseits des anstehenden Umbaus der Bank in eine Abbaugesellschaft beschäftigt man sich in der Hypo nach wie vor mit der Vergangenheit. In der jüngsten Aufsichtsratssitzung war das Eigenkapitalersatz-Verfahren mit der BayernLB Thema, demnächst werden sich neue Gutachter mit der Sache beschäftigen. Es geht um die Frage, wann die Bayern von der Krise der Hypo wussten (bzw. hätten wissen müssen) - und ab welchem Zeitpunkt die Darlehen der Bayern als Eigenkapitalersatz zu werten sind. Das Münchner Verfahren dazu geht erst im Herbst in die nächste Runde.

In der Justiz und den diversen Prüfungen der Notverstaatlichung interessiert man sich zudem für den Vorstandsvertrag, den Hypo-Chef Franz Pinkl von der BayernLB im Jahr 2009 bekommen hat. In diesem Vorstandsvertrag ist die übliche Change-of-Control-Klausel verankert - sie sieht die Ausstiegsmöglichkeit vor, wenn ein neuer Eigentümer die Mehrheit der Gesellschaft übernimmt.

Sondervertrag

Pinkl, der vor der Hypo die Österreichische Volksbanken AG (ÖVAG) geführt hatte, bekam am 27. Mai 2009 aber eine Extravereinbarung dazu. In einem Side-Letter, unterschrieben von Hypo-Aufsichtsratschef Michael Kemmer und gegengezeichnet von Pinkl, wurde sein Dienstvertrag "ergänzt" - und zwar für den Fall, dass die Republik Österreich die Mehrheit an der Hypo übernimmt.

"Wir sind uns einig, dass für die unter Ziffer X Abs. 5 geregelte Change-of-Control-Klausel für den Fall einer mehr als 50%igen Übernahme durch die Republik Österreich eine Alternativregelung gelten soll", heißt es darin. In diesem Fall "besteht die Bereitschaft zum Abschluss eines Aufhebungsvertrags" - samt Sonderabgeltung. Nach der Verstaatlichung machte Pinkl dementsprechend 1,875 Millionen Euro geltend.

Die Frage, die nun geprüft wird: Hatte man die Verstaatlichung im Mai 2009 bereits im Auge - oder war es klar, dass der Staat, der ja mit Partizipationskapital eingesprungen war, die Hypo in Bausch und Bogen übernehmen würde. (Renate Graber, DER STANDARD, 10.7.2014)