Der Weg ins Berufsleben gehört zu den wichtigsten "Entwicklungsaufgaben" der Jugend.

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Der Sommer 2014 ist für viele Jugendliche nicht einfach ein Sommer von vielen. Für manche ist er eine Zäsur, die entscheidend sein kann für den künftigen Lebensweg. Vielleicht ist es der letzte Sommer, der frei von beruflichen Pflichten verbracht werden kann. Oder es ist der Sommer, in dem endlich die Entscheidung fallen muss, wie es nach der Matura weitergehen soll. Gleich arbeiten gehen, oder soll die nächste Station doch ein Studium sein? Und wenn ja: welches?

Viele Jugendliche können von einer unbeschwerten Ferienzeit nur träumen. Manche stellen sich die Frage, ob sie im Herbst vielleicht doch noch eine Lehrstelle finden werden; lernen für den Nachzipf und hoffen, die Klasse nicht wiederholen zu müssen. Andere machen sich sorgen, ob sie sich die angestrebte Ausbildung überhaupt leisten können. Wird sich ein Studentenjob finden, der das Studieren ermöglicht? Können die Elten vielleicht doch etwas beisteuern?

"Aktive Selbstgestaltung"

"Aktive Selbstgestaltung" ist das Schlüsselwort, das Psychologen in Zusammenhang mit den "Entwicklungsaufgaben" der Jugend gerne nennen. Eine Idee vom eigenen Leben zu bekommen, einen Lebensentwurf zu gestalten ist für die einen eine enorme Hürde. Andere wiederum treten wagemutig an, die Welt zu erobern. Eine Welt, so analysiert es der Pädagoge Wolfgang Schröer, in der die Orientierungsaufgaben komplexer geworden sind und in der die diffuse Angst steigt, nicht mit den anderen mithalten zu können.

Juristisch betrachtet gilt man in Österreich mit 18 Jahren als erwachsen. Für die UNO gelten "Menschen zwischen 15 und 24 Jahren" als Jugendliche. Die Soziologie spricht von einer "ausgedehnten Phase des Erwachsenwerdens", die bis in das dritte Lebensjahrzehnt hineinreichen kann.

1.014.311 Menschen in Österreich waren im Jänner 2014 zwischen 15 und 24 Jahre alt. Etwas mehr als die Hälfte von ihnen, nämlich 55 Prozent, stehen im Erwerbsleben. Die Zahl der erwerbstätigen Jugendlichen ist im Lauf der Jahre stetig gesunken. Zum Vergleich: 1971 waren noch mehr als zwei von drei Jugendlichen erwerbstätig (69 Prozent). Dafür ist die Zahl der Jugendlichen in Ausbildung gestiegen. 1970 verzeichnete die Bildungsstatistik 16.000 bestandene Reifeprüfungen, im Jahr 2012 wurden fast 43.700 Reifeprüfungen abgelegt. Rund 5.000 inländische Studierende schlossen Anfang der 1970er-Jahre ein Studium ab, 2012 waren es 27.000.

Nachschulische Phase

Gerade in der "nachschulischen Phase", der Übergangszeit zwischen Schule, Ausbildung und Beruf, brechen herkunftsbedingte Ungleichheiten verstärkt auf, ist im letzten Bericht des Familienministeriums zur Lage der Jugendlichen zu lesen. Für einen Teil der Jugendlichen bestehe die Bedrohung des "Überflüssigwerdens" und dass die Integration ins Erwerbsleben dauerhaft scheitert.

Wie diverse Bildungsstudien, etwa Pisa, zeigen, wird das Bildungsniveau der Eltern quasi "vererbt". Die Leistungsunterschiede zwischen Schülern aus privilegierterem Elternhaus und solchen aus sozial benachteiligten Familien sind in Österreich im OECD-Vergleich besonders hoch. Eine Gruppe von Jugendlichen – derzeit sind es 80.000, Tendenz steigend – gibt Anlass zur besonderen Sorge. Sie sind weder erwerbstätig, noch sind sie in das (Aus-)Bildungssystem integriert.

DER STANDARD wird in seiner Serie "Junge Wege" in loser Folge Jugendliche porträtieren, die sich in verschiedenen Lebenslagen befinden, aber eines gemeinsam haben: Sie alle stehen vor der Herausforderung, "ihren" Weg zu finden. Die Porträtreihe startet mit Stefan Weber. Was der 18-jährige Maturant für seine Zukunft plant, hat er Lisa Breit erzählt. Breit ist 24 Jahre alt, schließt demnächst ihr Publizistikstudium ab und absolviert derzeit ein Praktikum beim STANDARD. Bei einem Studienaufenthalt in Paris hat sie ihre Vorliebe für Frankreich entdeckt. Vielleicht, sagt sie, wird sie dort einen Teil ihres Lebens verbringen. Oder sie bahnt sich gleich den Weg durch den österreichischen Mediendschungel. (Katrin Burgstaller, derStandard.at, 12.7.2014)