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Das Feuerwerk wird schon nach dem zweiten Akt von Verdis "Aida" gezündet. Danach könnte man eigentlich gehen.

Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

St. Margarethen - Heuer werden zwar keine Elefanten über die Bühne getrieben - ein paar Pferde müssen für den ohnedies gewaltigen Triumphzug der siegreichen Ägypter reichen -, doch die dritte Aida -Produktion der Opernfestspiele St. Margarethen (nach 1997 und 2004) stellt alles Bisherige in den Schatten: Hollywood-Regisseur Robert Dornhelm und sein Team inszenierten ein unglaublich aufwändiges Spektakel, das immer wieder klassische Kostümschinken wie Cleopatra mit Elizabeth Taylor zitiert und nachahmt.

Im Zentrum der Cinemascope-Szenerie steht die symmetrische Tempelanlage des Römersteinbruch-Altmeisters Manfred Waba: eine Kombination aus Abu Simbel und einer Sphinx, die gegenüber der letzten Aida noch einmal an Volumen gewonnen haben dürfte. Wie schon in den letzten Jahren lassen sich die beiden Flügel lautlos auseinanderschieben, um bis dahin verborgene Architekturteile zum Vorschein zu bringen.

Dornhelm hat sich zudem etwas Essenzielles von großen Popkonzerten abgeschaut: In die Seitentrakte sind Großleinwände für Videoeinspielungen und digitale Animationen integriert. Zu Beginn fließt hinter den Säulen gemächlich und blitzblau der Nil.

Später werden assoziative Bilder und virtuelle Räume eingeblendet. Zumeist aber sieht man die Köpfe der Darsteller, die ja nur als "Ameisen" auf der Bühne wahrnehmbar sind. Nun weiß man, wer gerade singt - und hängt an den Lippen der brillanten Sopranistin Kristin Lewis als Aida, die eher Prinzessin denn Sklavin ist. Annunziata Vestri als Gegenspielerin Amneris begeisterte mit klarer Artikulation; auch Martin Muehle als Feldherr Radames vermochte stimmlich zu überzeugen.

Eine Neuinterpretation wagte Dornhelm nicht. Er bebildert nur - naturalistisch. Die zusammengefangenen Nubier werden daher von Schwarzen verkörpert. In Lumpen dürfen sie auf den Knien herumrutschen. Das ist schon eher grenzwertig. Denn die Ägypter, alle prunkvoll eingekleidet (von Susanne Özpinar), werden von Weißen dargestellt.

Alfred Eschwé dirigierte Verdis Triumphmarsch mit viel Schmiss. Hunderte Darsteller bevölkerten die Bühne, die Seidentücher der Tänzerinnen flatterten im kühlen Wind. Und dann, als End- und Höhepunkt des zweiten Akts, explodierte das Feuerwerk. Man hätte schon jetzt, in der Pause, gehen können. Denn das Pulver war verschossen. Und für die finale Einmauerungstodesszene fiel Dornhelm leider nichts ein. (Thomas Trenkler, DER STANDARD, 11.7.2014)