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Immer noch nicht Schluss mit neuen Verdachtsmomenten und Vorwürfen gegen Wolfgang Kulterer (li.) und Günter Striedinger. Nun glauben die Ermittler, nachweisen zu können, dass sich die Exbanker bereichert haben.

Foto: APA/Pfarrhofer

Wien - Viel Zukunft hat die Hypo Alpe Adria nicht mehr, die Schatten, die ihre Vergangenheit wirft, sind dafür umso länger. Wolfgang Kulterer und Günter Striedinger, inhaftierte Exchefs der Hypo, müssen sich mit neuen Vorwürfen beschäftigen. Sie sollen sich an von der Hypo kreditierten Immoprojekten bereichert haben - mit Hilfe von Anwalt K. und Steuerberater G. (auch schon verurteilt).

Laut Soko Hypo, die am 15. Mai einen 222-seitigen Abschlussbericht bei der Staatsanwaltschaft Klagenfurt abgeliefert hat, sollen sie über Strohmänner an diversen Gesellschaften beteiligt und "die Profiteure derer Hypo-Kredite" gewesen sein. Um ihre Beteiligung zu verbergen, hätten sie "enorme und systematische Bemühungen unternommen", auch Nummernkonten spielten eine Rolle. Die Höhe einer etwaigen Bereicherung der Exbanker sei "bis dato nicht bezifferbar". Ihre Anwälte weisen die Vorwürfe zurück, die Staatsanwaltschaft bestätigt nur, dass ihr der Bericht vorliegt. Für alle gilt die Unschuldsvermutung.

Viel Detailarbeit

Die Soko hat seit 2010 Firmen-, Anstalts- und Stiftungsnetze rund um die Immobilienprojekte der AB Maris, Darija und Puris auseinanderklamüsert. Diese kroatischen Gesellschaften haben im Jahr 2000 in Istrien Land gekauft, unter anderem um Hotelprojekte auf der Halbinsel Brioni zu errichten. Gebaut wurde nie. Die Hypo ließ an die 70 Millionen Euro in die Projekte fließen, in Form von Krediten und Beteiligungen. 2010 wurde alles verkauft, eine Kermas Ltd. zahlte der Hypo 80 Millionen Euro zurück.

Laut Soko-Bericht, der dem STANDARD vorliegt, waren die damaligen Bankchefs Kulterer und Striedinger zum Beispiel zu je einem Drittel an der IEK Immobilienentwicklungs AG (Mutter von Darija und AB Maris) beteiligt - ohne dies in der Bank offenzulegen. 2006 hätten sie im Kreditausschuss mitgeteilt, dass ihnen die Projekteigner - "Persönlichkeiten aus Istrien" - bekannt seien, deren Namen "aus Diskretionsgründen" aber nicht nennen zu können.

Im Hintergrund lief 2000 laut Soko ein zweiter Film. Laut Aussage von Mitarbeitern der Schweizer Schroder-Bank sei Kulterer damals "als Privatperson sehr dran interessiert gewesen, sich an ... Tourismusprojekten in Kroatien und Istrien zu beteiligen". Kulterer bekam einen Kredit über eine Mio. Schweizer Franken, verpfändet habe er auch "Guthaben", bei denen es sich um "nicht versteuertes Geld" gehandelt habe, "das hatte er ausdrücklich erwähnt". Den Kredit habe Kulterer "vollumfänglich" zurückgezahlt. Ob das Geld für die Vorfinanzierung des Projekts Brioni verwendet wurde, wussten die Privatbanker nicht.

Indizien aus dem Keller

Indizien für seine Beteiligung an der IEK haben die Ermittler im Scheidungsakt Kulterers gefunden. In einer von Kulterer verfassten Vermögensaufstellung ist von einer "Drittelbeteiligung" am "Projekt Brioni" die Rede. Aus einem Schriftsatz von Kulterers Anwälten: Ihr Mandant lege in Bezug "auf 'Riviera Brioni'' Wert darauf, festzustellen, dass er aus diesem Projekt bisher noch keinen Groschen, geschweige denn 1,05 Millionen Euro lukriert hat". 2011 sagte seine Exfrau zur "Darija-Beteiligung" als Zeugin aus. Sie könne sich an einen "Familienausflug nach ... Istrien, gegenüber der Insel Brioni" erinnern, bei dem "mein Exgatte erklärte ..., dass er dort bei einem Liegenschaftskauf beteiligt ist". Die Anwältin von Kulterers Exfrau: Kulterer habe ihr erklärt, er habe "aus dem Projekt Brioni viel Geld zu erwarten".

Unterlagen dazu fanden die Ermittler 2011, bei einer Hausdurchsuchung bei Kulterers Schwager. Der hatte sie originell verwahrt: in einem Maurerkübel im Keller seines Hauses. Kulterer wies die Vorwürfe zurück: Es habe sich um "rein fiktive Dinge" gehandelt, die "nicht zustande gekommen sind".

Anonyme Depots und Konten

Belastendes gibt es aber auch aus der Sparkasse Bludenz in Lech am Arlberg. Am 3. Oktober 2003 wurden dort drei anonyme Wertpapierdepots und Verrechnungskonten eröffnet, unterschrieben von Kulterer, Striedinger und Milan N. Laut Aussage eines Lecher Bankers 2013 sei ihm bei der Eröffnung mitgeteilt worden, "der einzige Zweck dieser ... Depots sei die Einlagerung von Aktien der IEK AG". Warum anonyme Nummerndepots? "Der Sinn dieser Depots war der, dass der Name des Inhabers nach außen hin nicht aufscheint." Auf den drei diskreten Depots landeten: je 250 Stück Inhaberaktien der IEK. Losungsworte: Wolfgang, Günter, Milan.

Die Reaktion des Bankers ("Seit zwei Monaten gibt es bei uns keine Nummerndepots mehr") zum Faktum, dass die IEK laut Firmenbuch zu 100 Prozent Anwalt Gerhard K. gehörte, die Aktien aber auf den Depots von Kulterer und Co landeten, beschreibt die Soko Hypo so: "Der Gedanke einer Verschleierung ist ihm nicht mal ansatzweise gekommen, da es sich bei den Personen damals um integre Vorstände einer österreichischen Großbank gehandelt habe." (Renate Graber, DER STANDARD, 11.7.2014)