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Gehirnscans zeigen: Bei Sex- bzw. Pornosüchtigen sind die selben Hirnareale aktiv wie bei Drogen-Abhängigen.

Foto: Patrick Semansky/AP/dapd

Schätzungen gehen davon aus, dass rund vier Prozent der Bevölkerung von zwanghaftem sexuellen Verhalten, kurz: Sexsucht, betroffen sind. Unklar ist aber nicht nur, wie hoch die Dunkelziffer ist, sondern auch, was denn genau darunter zu verstehen sei. Einig scheint man sich nur darüber zu sein, dass exzessiver Konsum von Pornografie irgendwie dazugehört.

Psychiater der Universität Cambridge um Valerie Voon wollten dem Phänomen der Sexsucht neurowissenschaftlich auf den Grund gehen und rekrutierten 19 betroffene Männer. Diese zeichneten sich dadurch aus, dass sie sehr viel mehr Pornografie konsumierten als die "gesunden" Vergleichspersonen, und damit auch besonders früh begannen. "Auf verschiedenen Weisen zeigten unsere Testpersonen Ähnlichkeiten mit Drogensucht", sagt Vonn. "Wir wollten sehen, ob sich diese Ähnlichkeiten auch im Gehirn finden ließen."

Um das herauszufinden, wurden den insgesamt 38 Testpersonen kurze Videos gezeigt, die entweder explizite Sexszenen zum Gegenstand hatten oder Sportveranstaltungen. Währenddessen wurde ihre Hirnaktivität mittels funktioneller Magnetresonanztomografie aufgezeichnet. Wie die Forscher im Fachblatt "PLoS One" schreiben, wurden bei den "Sexsüchtigen" drei Hirnregionen stärker aktiviert - das ventrale Striatum, Teile des Gyrus cinguli und die Amygdala - , die auch bei Drogensüchtigen höhere Aktivitätsmuster zeigen.

Zusammenhang zwischen Hirnaktivität und Alter

Zudem wurden die Versuchspersonen nach dem Grad ihres sexuellen Begehrens gefragt und wie gut ihnen die Videos gefielen. Wie vermutet zeigten die Porno-Süchtigen mehr Begehren gegenüber den gezeigten Inhalten, ohne sie freilich höher zu bewerten. Voon und ihre Kollegen fanden aber auch einen Zusammenhang zwischen Hirnaktivität und Alter: Je jünger die Betroffenen waren, desto höher war die Durchblutung des  ventralen Striatums.

Voons Resümee: "Es gab klare Unterschiede in der Hirnaktivität zwischen den Personen mit zwanghaftem Sexualverhalten und den gesunden Probanden." Im gleichen Atemzug kommen aber auch einige Einschränkungen, die darauf hindeuten, dass im Grunde weiter alle Fragen offen sind. Um Sexsucht zu diagnostizieren, sei diese Methode nämlich nicht geeignet, konzediert Voon: "Unsere Forschungen können weder zeigen, dass eine Person pornosüchtig ist, noch, dass Porno süchtig macht." (tasch, derStandard.at, 12.7.2014)