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Nach dem 1:7 gegen Deutschland ließ auch das 0:3 gegen die Niederlande schwer enttäuschte Fans der Seleção zurück. Zuletzt hatte Brasilien vor 40 Jahren zwei WM-Spiele in Folge verloren.

Foto: EPA/Trueba

Brasília - Es musste schon Neymar zu Hilfe eilen, um die aufgebrachte Stimmung bei der Pressekonferenz nach dem Spiel zu beruhigen. Brasiliens Coach Luiz Felipe Scolari versuchte am Podium bereits seit zehn Minuten die 0:3-Niederlage gegen die Niederlande zu erklären, da stand plötzlich der verletzte Star der Seleção im schwarzen T-Shirt neben ihm. Sie herzten sich innig, Scolari belohnte Neymars Unterstützung vor seinen Kritikern mit einem Kuss auf die Wange.

"Wir haben die Top vier erreicht", sagte Scolari. "Ich denke nicht, dass wir das Nationalteam kritisieren können." Das blanke Entsetzen im Land des fünffachen Weltmeisters spiegelt freilich eine andere Gefühlslage wieder. Schon während der Partie wurde Brasilien von den Fans ausgebuht, nach Schlusspfiff wurden wie zum Hohn Arjen Robben, Robin van Persie und Co gefeiert.

"Die Fußball-Armut des Teams von Scolari wurde einmal mehr deutlich", schrieb Correio Braziliense. Für Folha war die Partie gegen die Niederlande nach der 1:7-Blamage gegen Deutschland eine "Enttäuschung in doppelter Dosis" und "erneut ein Fiasko". Zuletzt hatte die stolze Nationalmannschaft vor 74 Jahren zwei Heimspiele en suite verloren.

Zehn Gegentore hat Brasilien in zwei Partien erhalten. Insgesamt waren es im Verlauf des Turniers 14 Gegentreffer. So viele musste bisher noch kein Gastgeber einstecken. Rufe nach einer Ablöse des schwer gebeutelten Scolari sowie nach einem Neuaufbau werden immer lauter. Nur Scolari selbst hofft trotz Auslaufen seines Vertrages auf eine Fortsetzung. "Darüber muss der Verbandspräsident entscheiden", sagte der 65-Jährige. Seine Arbeit werde nach Einreichen eines Berichtes zunächst einmal evaluiert.

Das niederländische Team verabschiedete noch bei der Ehrenrunde Coach Louis van Gaal, der das Ruder bei Manchester United übernimmt. "Ich denke, dass sie immer einen Platz in meinem Herzen haben werden", sagte van Gaal. Ob die Generation um Robben, van Persie und Wesley Sneijder 2018 einen weiteren Anlauf auf den Titel wagen wird, wollte Robben nicht prophezeien. Dann wäre das Trio jeweils 34 Jahre alt. "Ich kann nur für mich selbst sprechen", sagte Robben. "Je älter ich werde, desto besser werde ich anscheinend." (krud, sid)