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Vom Hypo-finanzierten Tourismusprojekt an der Küste vor Brioni blieben nur die Wolken.

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Wien - Die Geschäfte der kroatischen Gesellschaften AB Maris und Darija, hinter denen laut Ermittlern die damaligen Hypo-Chefs Wolfgang Kulterer und Günter Striedinger sowie Hypo-Konsulent Milan N. gestanden sein sollen, haben auch in Kroatien zu juristischen Unbilden geführt. N. hat die Immobilienprojekte an die Landesbanker herangetragen, und er soll sich, wie die beiden Exbanker auch, bereichert haben. Alle bestreiten das, es gilt die Unschuldsvermutung.

Unter dem Dach von AB Maris sollten nördlich von Pula, gegenüber von Brioni, exklusive Hotels, Appartment-Anlage, Villen, 18-Loch-Golfplatz samt Marina gebaut werden. Dazu erwarb AB Maris im Herbst 2000 im Zuge einer öffentlichen Ausschreibung Liegenschaften der Gemeinde: 750.000 Quadratmeter. Darija plante daneben ganz Ähnliches, nur ein bisschen kleiner (375.000 Quadratmeter; keines der Projekte wurde realisiert). Hypo-Berater N. hatte bei der Projektsuche laut einem Zeugen einen Startvorteil gehabt: Von einem Anwalt habe er im Voraus von den Verkaufsplänen der istrischen Gemeinde erfahren, daraufhin waren AB Maris und Darija gegründet worden.

Verurteilungen in Kroatien

Gekauft haben die von der Hypo finanzierten Gesellschaften allerdings Freizeit- und Erholungsgebiet: als solches waren die Liegenschaften laut Ausschreibung gewidmet. Nach dem Verkauf erst kam es zur Umwidmung in Bauland. Und zwar so: Die Bürgermeisterin hat die Gemeinde per Annex zum Kaufvertrag zur "Änderung des Flächenwidmungsplans ... in eine Bauzone" verpflichtet. Freilich "ohne Wissen und Zustimmung der Gemeindeverwaltung", wie es im Bericht der Soko Hypo heißt.

2011 wurden Bürgermeisterin und zwei weitere Involvierte vom Strafgericht in Pula wegen Amtsmissbrauchs und Urkundenfälschung verurteilt - der Darija sei durch ihre Tat ein Vermögensvorteil von mehr als zwölf Mio. Euro zugeschanzt worden. Eine persönliche Bereicherung der Verurteilten hat das Gericht nicht festgestellt. Die Ermittler in der Causa AB Maris und Darija, die drei Jahre lang recherchierten, kamen zu einem anderen Schluss. Anhand von Überweisungen und Bareinzahlungen durch Mittelsleute auf Sparbücher, von denen später bar abgehoben wurde, bringen sie laut ihrem Abschlussbericht "den "Nachweis der Bereicherung" . Ein Verurteilter und etliche Helfer hätten "Geldleistungen in teilweise sechsstelliger Höhe" erhalten. Es handle sich um Schmiergeld.

Gefundenes Geld

Nur ein Fall dafür, wie selbiges zum Empfänger fand: Der (mutmaßliche) Strohmann der Hypochefs, Milija M., zahlt Ende 2000 rund 315.400 Euro auf ein Hypo-Inhabersparbuch ein. Am 20. Oktober 2003 meldet die in den Grundstücksverkauf involvierte D. der Bank, das Sparbuch sei verloren gegangen und ersucht um Kraftloserklärung. Das Klagenfurter Gericht sollte diese im Juni 2004 aussprechen. Allerdings: Noch am 20. Oktober 2003 stellt D. bei der Bank einen Antrag zur internen Kraftloserklärung, die die vorzeitige Auszahlung ermöglicht. Hypo-Chef Striedinger bewilligt den Antrag, das Geld wird tags darauf ausgezahlt.

Intern war es rund um ABMaris und Darija Ende 2009 zu Streit gekommen, die Sache drohte zu entgleiten. Einer der Involvierten, der nach außen hin als Alleinaktionär der Muttergesellschaften von AB Maris und Darija agierte, trat zurück, weil man ihm die wirtschaftlichen Eigentümer nicht verriet. Er vermutete, dass Kulterer, Striedinger und N. die Profiteure der Projekte seien. Die antworteten mit eidesstattlichen Erklärungen, dass dem nicht so sei.

Zufällig Geld gefunden wurde auf den diskreten Nummernkonten der Exbankchefs bei der Sparkasse am Arlberg. Dort war man Ende 2009 laut einem Banker "gerade am Löschen unserer alten Wertpapierdepots", als man alte "Habenstände" Kulterers und Striedingers fand. Peanuts, im Relation zu den üblichen Beträgen. Es ging um 4180 bzw. 3900 Euro. (Renate Graber, DER STANDARD, 17.7.2014)