Russlands Präsident Putin im Gespräch mit dem indieschen Premier Narendra Modi

Foto: Felipe Dana

Frage: Fünf der größten Schwellenländer haben ihre eigenen internationalen Finanzinstitutionen aufgebaut. Was bringt ihnen das?

Antwort: Die Brics-Länder (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) haben diese Woche eine eigene Entwicklungsbank und einen eigenen Fonds gegründet. Damit wollen sie unabhängiger vom US-Dollar und den beiden Säulen des Währungssystems werden: Weltbank und Internationaler Währungsfonds (IWF). In den Gremien dieser beiden haben die Schwellenländer relativ wenig Mitsprache, Europa und die USA dominieren. So haben die fünf Brics-Länder im IWF ein Stimmgewicht von 11,03 Prozent. Dabei wäre ihr wirtschaftliches Gewicht viel höher. Laut jüngsten Daten machen die fünf Länder je nach Berechnungsmethode zwischen 20 und über 30 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung aus. In den neuen Institutionen können sie ihrer größeren Bedeutung mehr Rechnung tragen.

Frage: Was sollen Fonds und Bank wirtschaftlich erreichen?

Antwort: Sie sollen mehr Stabilität ins Währungssystem bringen. Der Währungsfonds der Schwellenländer (genannt Contingent Reserve Arrangement) funktioniert als Sicherheitsnetz. Wenn ein Land in eine Zahlungsbilanzkrise und wie im Vorjahr etwa Indien an den Märkten unter Druck kommt, kann dieser Fonds als Geldgeber fungieren. Gut 100 Milliarden Dollar hat diese neue Krisenfeuerwehr zur Verfügung.

Frage: Was bedeuten die neuen Institutionen für das Währungsregime?

Antwort: Die neuen Institutionen könnten die Rolle des dominanten Dollars und auch die Bedeutung des Euro als Reserve- und Handelswährung schwächen. In einer aktuellen Studie zeigen etwa Zahlen der Europäischen Zentralbank, dass der Anteil des Euro an den globalen Währungsreserven im vergangenen Jahr ein wenig zurückgegangen ist (um 0,9 Prozentpunkte auf 24,4 Prozent), während der Dollar stagnierte und Schwellenländer an Bedeutung gewannen.

Frage: Warum gründen die Schwellenländer zudem eine eigene Bank?

Antwort: Als Pendant zur Weltbank wird eine mit rund 100 Milliarden Dollar ausgestattete Neue Entwicklungsbank (NDB) ins Leben gerufen. Sie soll etwa Infrastrukturprojekte finanzieren.

Frage: Wer hat bei den neuen Institutionen das Sagen?

Antwort: Den größten Kapitalanteil hat China (41 Prozent). Das Land verfügt auch über die größten Dollar-Reserven und seine Wirtschaft ist gemessen am Bruttoinlandsprodukt auch so groß wie die vier übrigen Länder zusammen. Beide Institutionen haben ihren Sitz in Schanghai. Die Frage wird daher sein, wie streng China die Bedingungen für Hilfspakete aus den Banken und Fonds stricken will. Der wesentliche Kritikpunkt aus den Schwellenländern an Weltbank und IWF waren die unpopulären Sparmaßnahmen und Privatisierungen, die Voraussetzung für Gelder waren. (Lukas Sustala, DER STANDARD, 17.7.2014)