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Familienministerin Sophie Karmasin will verstärkt Zivildiener in Kindergärten einsetzen, um dort den Männeranteil zu erhöhen.

Foto: APA/HELMUT FOHRINGER

Essen aufwärmen, mit den Kindern spielen und den Hortkindern am Nachmittag bei den Hausaufgaben helfen - das waren ein paar der Pflichten von Lorenz Haas, als er seinen Zivildienst in einem Kindergarten ableistete. Spaß habe es gemacht, erinnert er sich. Noch immer hilft er manchmal aus. Für ihn ist klar: "Das ist die beste Zivildienststelle, die man haben kann."

Haas mag ein Sonderfall sein, ist seine Mutter doch pädagogische Leiterin der Kindergärten der St.-Nikolaus-Stiftung der Erzdiözese Wien. Natürlich habe er früh gewusst, was ihn erwartet, erzählt er und verweist auf Freunde, die nun seinem Beispiel gefolgt seien - und, versichert er, "auch total zufrieden" damit.

Zivis entlasten

Familienministerin Sophie Karmasin (ÖVP) hat am Mittwoch vorgeschlagen, verstärkt Zivildiener in Kindergärten einzusetzen, um dort den Männeranteil zu erhöhen. Derzeit sind gerade einmal 0,8 Prozent der Kindergartenpädagogen männlich. Den Beruf annehmen will allerdings selbst Lorenz Haas nicht. Der 19-Jährige studiert Bauingenieurwesen.

Was seine Mutter von Karmasins Vorschlag hält? "Zivildiener sind längst ein wichtiger Bestandteil in unserer Arbeit geworden", sagt Susanna Haas. Vor allem in Betrieben, in denen Kinder mit besonderen Bedürfnissen untergebracht seien, würden sie die Kindergartenpädagoginnen entlasten. Zivildiener könnten am ehesten als "Spielpartner" der Kinder gesehen werden, denn "sie haben keine fachliche Möglichkeit, den Alltag pädagogisch zu gestalten".

Seit drei Jahren können Männer ihren Zivildienst in einem der 82 Kindergärten der St.-Nikolaus-Kindertagesheimstiftung absolvieren, die nächsten acht beginnen im September. Gerne würde die Stiftung auch mehr Zivis aufnehmen, nur "ist das eine Frage der Finanzierung". Dass dadurch mehr männliche Betreuer gefunden werden können, glaubt Susanna Haas aber nicht. Hier sei der entscheidende Punkt, die Ausbildung aufzuwerten, indem sie akademisch wird. Das jedoch lehnt Familienministerin Karmasin bisher ab.

Bildungsarbeit stärker betonen

Auch die Wiener Kinderfreunde setzen auf Zivildiener - und das schon seit den 1970er-Jahren. Durchschnittlich werden 70 Männer beschäftigt. Bei den Kinderfreunden wird betont, dass Zivildiener nur ergänzende, unterstützende Arbeiten übernehmen würden, damit sich die Pädagoginnen auf die Bildungsarbeit und die individuelle Förderung der Kinder konzentrieren könnten: zusätzliche Begleitung bei Ausflügen, Ausgabe der Mahlzeiten und Unterstützung bei Reinigungs- und Küchenarbeiten, Besorgungen.

Wie mehr Männer in den Kindergartenpädagogen-Beruf finden könnten? "Die Betonung der  Bildungsarbeit, der großen Bedeutung der ersten sieben Entwicklungsjahre von Kindern und die Arbeitsplatzsicherheit müssten hier Hand in Hand gehen mit dem weiteren Ausbau der Möglichkeit, die Berufsausbildung nach der Matura, also etwa auch berufsbegleitend, zu absolvieren", heißt es bei den Kinderfreunden. Wie schon bei der katholischen Stiftung wird gefolgert: Es müsse "generell eine modulare Einbindung in der tertiären Ausbildung der Pädagogen und Pädagoginnen geben". Der derzeitige Personalstand spricht jedenfalls Bände: 20 Pädagogen, 1.165 Pädagoginnen. (Peter Mayr, derStandard.at, 17.7.2014)