Da Hunde Rudeltiere sind, fühlen sie sich in Gegenwart ihrer Bezugspersonen am wohlsten, also ist auch nichts dagegen einzuwenden, sie in den Urlaub mitzunehmen. Aber schon vor Reiseantritt sollte man sich überlegen, wie man den gemeinsamen Urlaub gestalten will, damit er für Hund und Mensch eine Freude wird.

Flugreisen am besten vermeiden

Dazu gehört auch die Überlegung, welches Transportmittel für den Vierbeiner geeignet ist: "Reisen mit dem Flugzeug sollten wenn möglich vermieden werden, da sie für den Vierbeiner enormen Stress bedeuten", sagt zum Beispiel Sascha Sautner, Sprecher der Pfotenhilfe.

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Um die Gefahr für Heimtiere und die mit dem Flug einhergehenden Probleme so gering wie möglich zu halten, hat Vier Pfoten eine TOP-10-Liste zusammengestellt, die helfen soll, das Risiko möglichst gering zu halten:

  1. Vor dem Reiseantritt sollten Sie von einem Tierarzt feststellen lassen, ob Ihr Heimtier einer Flugreise gesundheitlich gewachsen ist.
  2. Stellen Sie sicher, dass Sie im selben Flugzeug reisen wie Ihr Heimtier und fragen Sie bei der Fluglinie nach, ob Sie dabei sein können, wenn Ihr Tier in das Flugzeug verladen wird.
  3. Nutzen Sie Direktflüge, um die Reisedauer zu minimieren. So verhindern Sie auch, dass Fehler beim Umladen des Tieres von einem Flugzeug ins andere gemacht werden.
  4. Für Hunde, Katzen und Frettchen besteht Chippflicht! Außerdem müssen sie im Besitz des blauen EU-Heimtierausweises sein, aus dem die gültige Tollwutschutzimpfung hervorgeht. Weitere erforderliche Impfungen erfahren Sie bei Ihrem Tierarzt.
  5. Wenn Sie im Sommer verreisen wollen, sollten Sie eventuell einen Flug am Morgen oder Abend wählen, um Ihr Heimtier nicht zu großer Hitze auszusetzen. Im Winter ist hingegen vielleicht ein Nachmittagsflug vorzuziehen, da die Temperaturen nachts zu stark absinken können.
  6. In den letzten sechs Stunden vor dem Flug sollte Ihr Tier nicht mehr gefüttert werden. Kleine Mengen Wasser sind hingegen unproblematisch. Der Wasserspender im Transportkäfig darf nicht überfüllt sein, denn sonst schwappt das Wasser während des Transports in den Käfig, und das kann dem Tier zusätzlich Stress verursachen. Eiswürfel im Wasser können es länger kühl halten.
  7. Ihr Heimtier sollte mindestens vier Wochen Zeit haben, um sich vor der Reise mit dem Transportkäfig vertraut zu machen. Es ist wichtig, dass der Käfig selbst dem Tier nicht noch zusätzlich Stress verursacht.
  8. Geben Sie Ihrem Heimtier nie Schlaftabletten oder Beruhigungsmittel! Diese können zu Komplikationen führen.
  9. Wenn Sie angekommen sind, öffnen Sie den Transportkäfig, sobald Sie sich an einem sicheren Ort befinden und untersuchen Sie Ihr Tier. Wenn irgendetwas nicht in Ordnung scheint, bringen Sie es sofort zum Tierarzt.
  10. Einige Hunde- und Katzenrassen haben spezielle Atemprobleme. Rassen, die kurze Nasengänge haben, reagieren besonders empfindlich auf Sauerstoffentzug und Hitzeschlag. Wenn Ihr Heimtier Atemprobleme hat, sollten Sie es nicht leichtfertig auf eine Flugreise mitnehmen.

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Foto: REUTERS/Alessia Pierdomenico


Optimales Reisemittel: das Auto

"Zugreisen eignen sich eher, sofern das Tier vorab schon daran gewöhnt wurde. Gut wäre es, nicht in der Rushhour loszufahren, da auch zu viel Gedränge auf engem Raum den Hund stressen kann. Außerdem wäre es wünschenswert, die Route so zu planen, dass man ab und zu umsteigen und der Vierbeiner sich bei kurzen Spaziergängen die Beine vertreten kann", fügt Sautner vom Verein Pfotenhilfe hinzu.

Das optimale Verkehrsmittel für die gemeinsame Reise in den Urlaub sei das Auto, sagt er. "Fahren Sie am besten in den frühen Morgenstunden los, wenn es draußen noch nicht so heiß ist und planen Sie auch hier regelmäßige Pausen ein, damit das Haustier sich die Beine vertreten und sein Geschäft erledigen kann. Bieten Sie dem Hund regelmäßig frisches Wasser an und achten Sie darauf, dass der Hund nicht im direkten Zugwind sitzt. Denn auch wenn das Tier am liebsten den ganzen Kopf aus dem Fenster halten möchte, ist es nicht gut für den Vierbeiner, denn die Augen von Hunden sind meist sehr zugempfindlich."

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Fehlende Sicherung kein Kavaliersdelikt

Hinzukommt das Risiko, dem sich Mensch und Tier aussetzen, wenn der Hund nicht ordnungsgemäß gesichert ist, wie es von Seiten des ARBÖ heißt: 21 Prozent aller Autofahrer, die einen Hund besitzen, sichern das Tier im Auto nicht, wie aus einer Arbö-Umfrage hervorgeht.

Bei einem Unfall kann der Vierbeiner aber leicht zum "Wurfgeschoss" werden. "Die fehlende Sicherung von Hunden im Auto ist kein Kavaliersdelikt. Hunde müssen durch geeignete Mittel so gesichert werden, dass der sichere Betrieb des Fahrzeuges nicht beeinträchtigt und niemand gefährdet wird. Bei einem Verstoß sieht das Kraftfahrgesetz Strafen von bis zu 5.000 Euro vor. "Darüber hinaus können laut Tierhalterhaftungsbestimmungen des AGBG im Schadensfall auch zivilrechtliche Haftungsfolgen", sagt ARBÖ-Rechtsexpertin Christine Krandl.

Neben rechtlichen Folgen kann ein ungesicherter Hund im Auto zu drastischen Situationen führen: Im Ernstfall wird 30-Kilo-Hund zur fliegenden Tonne im Innenraum des Autos, wie ein Aufpralltest mit 50 Kilometer pro Stunde beweist. Ein ausgewachsener Golden Retriever würde bei einer Notbremsung mit dem Dreißigfachen seines Gewichts nach vorne geschleudert werden. Das entspricht fast dem Gewicht von einer Tonne. Bei einem echten Crash ohne vorherige Notbremsung gestaltet sich die Situation noch dramatischer.

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Gurt, Box oder Netz?

Stellt sich die Frage ob Gurt, Box oder Netz? "Ein wesentlicher Vorteil an (Hunde-)Gurten ist die leichte Handhabung. Bei einem Unfall wird das Tier darüber hinaus nur so weit vorgeschleudert, wie die Gurtlänge es zulässt. Die Gurte eignen sich vor allem für kleinere Hunde", sagt Krandl. "Nachteilig wirkt sich die Verletzungsgefahr bei schweren Zusammenstößen aus. Außerdem könnten Gurte mit geringer Festigkeit bei Aufprall reißen und das Tier durch einen größeren Bewegungsfreiraum den Fahrer stören. Die speziellen Hundegurte dürfen jedoch keinesfalls am Halsband befestigt werden."

Transportboxen hingegen zeichnen sich dadurch aus, dass der Hund den Fahrer nicht stören kann; im Falle eines Unfalls behindern die Tiere nicht bei der Rettung. "Wird der Hund vorher an die Box gewöhnt, ist er während der Fahrt auch nicht nervös. Nachteile der Transportboxen sind die Eingewöhnungsphase für das Tier sowie die unzureichende Eigenstabilität, wenn die Box nicht korrekt gesichert wird. Größere und schwerere Boxen sind mitunter schwer handzuhaben", sagt Krandl.

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Für größere Hunde Gitter bzw. Netz empfehlenswert

Netze bzw. Gitter haben den Vorteil, dass das Tier den Fahrer nicht stören kann, zusätzlich wird auch etwaige Ladung im Auto gesichert. Stabile Begrenzungsgitter lassen keine Verletzungsgefährdung der Insassen erwarten. Bei größeren Kofferräumen kann der Hund jedoch bei einem Aufprall herumgeschleudert werden. "Für größere Hunde ist das Gitter bzw. Netz am empfehlenswertesten", erklärt Krandl.

Bei der Wahl des Reiselandes wiederum gilt für den Hund: Je kürzer die Fahrt, desto besser. Verbringt man den Urlaub in Österreich, stellt die Mitnahme des Hundes kaum ein Problem dar. "Wenn Sie aber beschließen, den Urlaub in einem anderen Land zu verbringen, informieren Sie sich vorher unbedingt über die jeweiligen Einreisebestimmungen und vorgeschriebenen Impfungen für den Hund", rät Sautner von der Pfotenhilfe. Außerdem sollte eine Reiseapotheke für Hund und Mensch immer griffbereit sein.

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Ausweisregeln für Hunde beachten

Am besten informiert man sich schon zu Hause, was im Urlaubsort angeboten wird und wo Hunde erlaubt sind. Wichtig ist, dass der Vierbeiner auch bei Ausflügen immer ausreichend Trinkwasser angeboten bekommt. Bei Pausen sollte man sich ein Schattenplätzchen suchen, denn zu lange sollten sich Hunde nicht in der prallen Sonne aufhalten.

Wer mit seinem Hund innerhalb der EU reist, muss den EU-Heimtierausweis mit sich führen, heißt es von Seiten des ÖAMTC. "Diesen erhält man bei jedem Tierarzt. Darin ist u. a. vermerkt, dass das Tier gegen Tollwut geimpft und per Mikrochip oder Tätowierung gekennzeichnet wurde", erklärt ÖAMTC-Touristikerin Dagmar Riedl. "Entlaufene oder zurückgelassene Tiere können auf die Art leichter identifiziert werden."

Strenge Vorschriften für "Kampfhunde"

Finnland, Großbritannien, Irland, Malta und Norwegen verlangen zusätzlich zum Chip und zum EU-Heimtierausweis noch eine Bandwurm-Behandlung, die ein bis fünf Tage vor der Einreise durchgeführt werden muss.

Strengere Vorschriften gelten für sogenannte Kampfhunde, wie zum Beispiel Pitbullterrier, American Staffordshire-Terrier, Staffordshire-Bullterrier, Bullterrier und deren Kreuzungen untereinander oder mit anderen Hunden. Einige Länder, wie Deutschland, Frankreich und Norwegen, haben Sonderregelungen oder verbieten die Einreise gänzlich. Ebenfalls nicht erlaubt ist die Mitnahme von Jungtieren unter zwölf Wochen in zahlreichen Ländern wie Deutschland, Italien, Norwegen, Finnland und Großbritannien.

EU-Ausland: Rigorose Bestimmungen für Einreise mit dem Haustier

In einigen Nicht-EU-Ländern wie in Andorra, Liechtenstein, Monaco, San Marino, der Schweiz und dem Vatikan muss ebenso wie bei Reisen innerhalb der EU der Heimtierausweis mitgeführt werden. Besonders streng halten es hingegen Bosnien-Herzegowina, Mazedonien, Montenegro, Russland und Serbien: "Hier muss ein veterinärmedizinisches Gesundheitszeugnis vorgelegt werden. Die Bestimmungen gelten auch dann, wenn man nur auf der Durchreise durch diese Länder ist", erläutert Riedl.

Wer nach Mazedonien, Montenegro, Serbien, in die Türkei oder die Ukraine reist, sorgt am besten schon vor Reiseantritt für die Heimreise vor: "Hundebesitzer sollten vor der Abreise in eines dieser Länder einen Bluttest auf Tollwut-Antikörper durchführen lassen. Denn ohne gültigen Testbericht kann es zu Problemen bei der Rückreise nach Österreich kommen", erklärt die ÖAMTC-Expertin. Der Bluttest muss nur einmal im Leben eines Tieres durchgeführt werden, sofern eine Immunisierung gegen Tollwut nachgewiesen wurde und der Vierbeiner regelmäßig Auffrischungsimpfungen erhält. (red, derStandard.at, 21.07.2014)