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Usain Bolt vertrieb sich die wettkampflose Zeit unter anderem bei den NBA-Finals zwischen den San Antonio Spurs und Miami Heat.

Foto: ap/sladky

Glasgow - Usain Bolt kehrt nach elf Monaten ohne Wettkampf auf die Tartanbahn zurück. Am Mittwoch, wenn in Glasgow die Commonwealth-Spiele beginnen, wird der schnellste Mann exakt 320 Tage ohne Wettkampf gewesen sein.

Hartnäckige Verletzungsprobleme hatten den Jamaikaner schachmatt gesetzt, erst Ende April konnte er wieder voll ins Training einsteigen. Mit vier dürren Worten meldete sich Bolt in dieser Woche via Twitter zu Wort: "Mein Renn-Kalender steht jetzt", teilte der 27-Jährige mit.

Für Glasgow heißt das konkret, dass er am 1. und 2. August die jamaikanische Staffel schmücken wird. Auf die nationale Ausscheidung für die Einzelrennen hatte Bolt wegen Trainingsrückstands noch verzichtet.

"Ich will niemandem den Startplatz wegnehmen, der sich für einen Einzelstart qualifiziert hat", sagt der Mann, der die 100 Meter in 9,58 heruntergetrommelt hat. "Aber wenn mich die Coaches als Verstärkung sehen, stehe ich für die Staffel zur Verfügung."

Bolt, der Showman und das absolute Zugpferd der globalen Leichtathletikszene, ist zurückhaltender geworden. Die Zwangspause hat Spuren hinterlassen. Bereits Anfang September hatte er sich aus der Saison 2013 verabschiedet, als Bolt im Frühjahr wieder angreifen wollte, streikte der Körper. Wettkampf um Wettkampf ging ohne ihn in Szene.

Bolt bei den NBA-Finals, bei Drehs für Werbespots, bei der Fußball-WM - nicht unbedingt das Kerngeschäft eines Sprinters. Es war enervierend, doch: "Ich wusste aber, dass ich mir unbedingt die Zeit nehmen muss, um komplett fit zu werden."

Währenddessen liefen andere in den Vordergrund, vor allem Justin Gatlin, der Olympiasieger von Athen. Der 32-Jährige, mehrmals überführter Dopingsünder, ist 2014 ungeschlagen, legte in Serie Zeiten hin, wie man es nur von Bolt gewohnt war. Seine 9,80 Sekunden über 100 Meter und 19,68 Sekunden über 200 Meter sind auch für den Weltrekordler in Topform eine Herausforderung.

Der Jamaikaner wird nach den Commonwealth-Spielen im August noch dreimal über seine Paradedisziplin antreten: an der Copacabana in Rio (17.) sowie bei den Meetings in Warschau (23.) und Zürich (28.). Ein direktes Duell mit Gatlin wird es nicht geben - der große Showdown steigt wohl erst bei der WM 2015 in Peking. Glasgow ist für Bolt somit auch der erste Schritt Richtung Weltmeisterschaft.

"Ich habe drei harte Jahre vor mir, will 2015 und 2017 meine WM-Titel verteidigen, 2016 wieder Olympia-Gold holen", sagt Bolt. Ein früheres Szenario hatte noch vorgesehen, dass nach den Spielen in Rio Schluss sein soll, jetzt soll die Weltmeisterschaft in London den letzten Karrierehöhepunkt darstellen.

Höhepunkt Glasgow

Die Leichtathletik-Bewerbe sind nicht nur wegen des Superstars unbestrittener Höhepunkt der Commonwealth-Spiele. In einem Übergangsjahr ohne WM und Olympia haben viele Top-Athleten ihren Saisonhöhepunkt in Glasgow.

Die Briten fiebern vor allem dem Auftritt von Volksheld Mo Farah entgegen, der angeschlagene Doppel-Olympiasieger musste aber am Sonntag auf seinen Start über zwei Meilen beim Meeting in London verzichten. "Der Plan ist, in Glasgow 5.000 und 10.000 Meter zu laufen. Ich habe aber viele Trainingstage verpasst. Wir müssen schauen, ob es geht", sagt Farah.

Im Gegensatz zu Farah, der in diesem Jahr zwischen Marathon, Bahn und schließlich Lazarett pendelte, hörte Bolt auf seinen Körper und gönnte sich die nötige Auszeit - schließlich wird die ultimative Sprintmaschine noch für große Ziele gebraucht. (sid, red, 22.7.2014)