Eppenstein - Archäologen ist in der Burgruine Eppenstein im steirischen Bezirk Murtal ein historischer Waffenfund geglückt: Die Forschungsgruppe zur interdisziplinären Aufarbeitung landeskulturellen Erbes (FIALE) hat zwischen den alten Mauern das bisher größte europäische Depot von Armbrustbolzen entdeckt. Zusammen mit Studierenden der Universität Graz wurden bisher mehr als 1.650 Bolzen ausgegraben.

"Seit 2010 sind wir jedes Jahr ein bis zwei Monate auf der Burg, um Ausgrabungen durchzuführen", erklärte Astrid Steinegger, Obfrau des Vereins FIALE. Zuletzt wurden in der einstigen Rüstkammer im zweiten Stock des sogenannten "Gotischen Hauses" der Ruine die Armbrustbolzen gefunden. Sie lagen nach einem Einsturz zum Teil "wie im Regal geschlichtet" unter der Erde.

"Lustige Stube" der Eppensteiner

Auch die frühere "Lustige Stube" wurde entdeckt: Sie diente als Gesellschaftsraum für das einstige Adelsgeschlecht der Eppensteiner. Die Wände waren bunt bemalt. Das beweisen kleine Fragmente von farbigem Putz, die in den Schuttschichten entdeckt werden konnten. Die alten Gemäuer werden im 12. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt und sind seit etwa 400 Jahren nicht mehr bewohnt.

Neben den Armbrustbolzen konnten auch schon andere Militaria in der Ruine entdeckt und konserviert werden: diverse steinerne und eiserne Munitionskugeln unterschiedlichen Kalibers, Teile eines Kettenhemds und ein nahezu vollständig erhaltener Brustharnisch der Zeit vor 1500.

Fundstücke von Korrosion bedroht

"Momentan befinden sich die Fundstücke im Depot, vor Ort und beim Restaurator. Da es sich um Eisenfunde handelt, dürfen diese nicht freiliegen, weil sie sonst an der Luft rosten", erklärte Steinegger. Die Kernburganlage ist Eigentum des Burgvereins von Eppenstein. Die unmittelbare Umgebung hat mehrere Eigentümer, so die Archäologin. Das "kulturelle Erbe" sei aber keine Touristenattraktion, sondern eine begehbare Ruine für alle Interessierten, fügte sie hinzu.

Das Team der FIALE, das ursprünglich den örtlichen Burgverein einfach unterstützen wollte, besteht aus Archäologen, Historikern, EDV-Spezialisten und auch freiwilligen Helfern. Zusammen wird an den verschiedensten Projekten, wie eben an der Burgruine Eppenstein, gearbeitet. Für die Studiosi der Uni Graz handelt es sich um eine besondere Lehrveranstaltung: "Die Archäologie-Studierenden kommen hier erstmals mit der Praxis in Berührung. Sie führen unter Anleitung selbstständig Ausgrabungen durch", sagte Steinegger.

Im kommenden Jahr soll erneut in einem anderen Bereich der Ruine gegraben werden. Der neue Fundkomplex wird bei der Tagung der Österreichischen Gesellschaft für Mittelalterarchäologie im September im Museum Mistelbach in Niederösterreich erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. (APA/red, derStandard.at, 23.07.2014)