Bild nicht mehr verfügbar.

Hugo Barra, International Vice President bei Xiaomi, wehrt sich gegen die Vorwürfe, das Unternehmen sei nur ein Abklatsch von Apple.

Foto: Reuters/Mukherjee

Die Präsentationen von Xiaomi-CEO Lei Jun sind an die Keynotes von Steve Jobs angelehnt.

Der chinesische Elektronikhersteller Xiaomi hat sich in den letzten Jahren vor allem aus zwei Gründen einen Namen gemacht: Einerseits wegen der günstigen und gleichzeitig gut verarbeiteten High-End-Smartphones und -Tablets, andererseits wegen einer gewissen Nähe zu den Produkten und dem Auftreten von Apple. Der ehemalige Google-Manager Hugo Barra, der seit etwa einem Jahr die internationale Expansion des Unternehmens leitet, wehrt sich nun gegen die Vorwürfe, Xiaomi sei nur ein Abklatsch von Apple, berichtet The Verge.

Déjà-vu?

Die Vorwürfe kommen jedoch nicht von ungefähr. Mit dem Mi 4 hat Xiaomi heute die neueste Generation seines Smartphones vorgestellt. Zwar ist die Rückseite weiterhin aus Kunststoff, erstmals kommt für das Gehäuse jedoch ein Metallrahmen mit abgeschrägten Kanten zum Einsatz – ähnlich wie beim iPhone 5 oder 5s. Auch das Marketing weist Ähnlichkeiten zu Apple auf. In einem Video, das an das Produktionsvideo des iPhone 5 aus dem Jahr 2012 erinnert, wird die Herstellung des Metallrahmens für das Mi 4 gezeigt.

Die Produktion des Metallrahmens des Mi 4.
tradingshenzhen
Das iPhone 5s-Produktionsvideo aus 2012.
srca2009

Mi Pad mini

Das Mi Pad lässt ebenfalls gewisse Vergleiche mit Apple zu. Während die Android-Konkurrenz vor allem auf Bildschirme mit einem Seitenverhältnis von 16:9 oder 16:10 setzt, besitzt das Tablet von Xiaomi dieselben Spezifikationen wie das aktuelle iPad mini – 7,9 Zoll bei einer Auflösung von 2.048 x 1.536 Pixel, also ein Seitenverhältnis von 4:3. Auch das Design ähnelt dem des iPad mini, die Rückseite besteht jedoch nicht aus Aluminium sondern aus Kunststoff – demselben wie das iPhone 5c.

"Wir kopieren keine Produkte von Apple"

Barra sieht jedoch keinen Grund, sich für diese Ähnlichkeiten rechtfertigen zu müssen. "Wenn man zwei ähnlich talentierte Designer hat, leuchtet es ein, dass sie zum selben Ergebnis kommen", argumentiert Barra. Es sei egal, ob jemand anderer bereits zuvor zur selben Erkenntnis – etwa einen 4:3-Bildschirm für Tablets – kam. "Wir kopieren keine Produkte von Apple. Ende", so Barra.

One More Thing

Es ist kein Geheimnis, dass Xiaomi-CEO Lei Jun eine gewisse Bewunderung für den verstorbenen Apple-Gründer Steve Jobs hegt. So überrascht es nicht, dass Jun seine Präsentationen an denen von Jobs orientiert und die Bühne ebenfalls mit Jeans und Turnschuhen betritt – gemeinsam mit dem schwarzen Rollkragenpullover die Markenzeichen von Jobs. Bei der heutigen Vorstellung des Mi 4 gab es dann aber nochmal einen recht klare Anspielung auf Apple: Ein One More Thing.

Mi Band

Steve Jobs zauberte am Ende von Präsentationen gerne nochmal eine Überraschung aus dem Ärmel. Nicht einmal sein Nachfolger Tim Cook hat zur Enttäuschung mancher Apple-Fans diesen Stil übernommen. Jun hat heute aber tatsächlich am Ende der Präsentation noch ein Produkt vorgestellt – das Fitnessarmband Mi Band um nur 79 Yuan (rund 10 Euro).

"Die ganze Welt hat das getan"

"Wir sind nicht die einzigen, die den Präsentationsstil von Steve Jobs übernommen haben. Die ganze Welt hat das getan", so Barra zu den Ähnlichkeiten mit den Keynotes von Apple. Es sei mittlerweile üblich, die Bedeutung eines guten Designs anhand des hochwertigen und präzisen Herstellungsprozesses zu visualisieren, erklärt Barra. Deshalb pauschalisiert zu behaupten, man würde Apple kopieren, sei falsch.

Aufstrebender Hersteller

Gemessen an den Lieferzahlen ist Xiaomi der sechstgrößte Smartphone-Hersteller der Welt. In der ersten Jahreshälfte 2014 konnte das Unternehmen 26,1 Millionen Smartphones absetzen – mehr als im gesamten Vorjahr. Die Geräte werden neben dem Heimatmarkt in China unter anderem auch in Taiwan, Singapur und Indien offiziell angeboten. Russland und die Türkei sollen noch in diesem Jahr folgen. (wen, derStandard.at, 22.07.2014)