Hochleitner erforscht Interaktion mit Maschinen.

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Ein Armband, das leuchtet, wenn eine unsichere Website betreten wird. Ein technisierter Apothekenschrank, der automatisch die richtigen Medikamente bereitstellt. Oder ein Wandbild, das Programme für Gedächtnisübungen abspielt, um Alzheimer vorzubeugen: All das sind Settings, mit denen sich Christina Hochleitner in ihrer Forschung beschäftigt. Dabei geht es vor allem um Technologien, die es noch gar nicht gibt oder die noch nicht verwendet werden. "Vielleicht verwenden wir diese Systeme in fünf bis sieben Jahren", sagt Hochleitner.

Wenn die Informatikerin, die von der Initiative Femtech des Verkehrsministeriums zur Expertin des Monats gewählt wurde, von ihrer Kindheit erzählt, klingt eine Erfindernatur an: Computer und andere Maschinen hat sie in die Einzelteile zerlegt - allerdings haben sie, auch wenn sie dann wieder zusammengebaut wurden, meist nicht mehr funktioniert.

Während des Medientechnik- und -designstudiums an der FH Oberösterreich wurde der gebürtigen Kärntnerin immer mehr klar, dass sie nicht nur Maschinen, sondern auch menschliche Aspekte interessieren. Also machte sie die Werte, die im Umgang von Menschen mit Maschinen relevant sind, zum Fokus ihrer Arbeit.

Wie bringt man Menschen dazu, Energie bewusster zu verbrauchen? Wie können Datenschutzrichtlinien einfach vermittelt werden? Solche Fragen versucht die 31-Jährige, die am Austrian Institute of Technology (AIT) tätig ist, auf unkonventionelle Weise technisch zu lösen.

So arbeitet sie an einem Projekt zu umweltfreundlicher Navigation, die als Smartphone-App umgesetzt wird. Mithilfe von sozialen Netzwerken, Wettbewerben und spielerischen Ansätzen - wie einem Baum am Display, der bei geringerem Ressourcenverbrauch zu blühen beginnt -, sollen Autofahrer dazu animiert werden, stückweise auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen - zunächst einmal pro Woche, dann immer öfter.

Das Thema Datenschutz, hinter dem sich oft ein komplexes Regelwerk von Paragrafen verbirgt, versucht sie mit einem aufleuchtenden Bildschirm, einem Warnton am Smartphone oder einem Armband, das leuchtet, wenn unsichere Websites besucht oder geheime Informationen weitergegeben werden, möglichst einfach an die Nutzer heranzutragen.

Natürliche Interaktionen mit Maschinen

Um herauszufinden, welche Maßnahmen angenommen werden, arbeiten im Innovation Systems Department des AIT Entwickler und Informatiker mit Soziologen zusammen und führen Nutzerstudien durch. Ziel ist es dabei, "den Nutzern so weit wie möglich entgegenzukommen" und die Interaktion mit Maschinen so natürlich wie möglich zu gestalten, sagt Hochleitner.

Warum das Thema gerade jetzt eine so entscheidende Forschungsrichtung ist, erklärt sie damit, dass "der Computer vermehrt in den Hintergrund tritt und nicht immer als solcher erkennbar ist". Durch die zunehmende Automatisierung entzögen sich die Maschinen immer mehr der Kontrolle. Diese Entwicklung will Hochleitner umkehren: "Der Nutzer muss wieder mehr Kontrolle bekommen", sagt sie.

Auch in ihrer Freizeit beschäftigt sie sich gerne mit Technik, etwa mit Computerspielen. Doch es gebe auch seltene Momente, in denen sie und ihr Mann, der ebenfalls Informatiker ist, "beide den Computer einmal ausschalten". (Tanja Traxler, DER STANDARD, 23.7.2014)