Luftangriff auf Gaza-Stadt, Mittwoch.

Der Flughafen von Tel Aviv am Mittwoch.

Washington/Gaza - Die US-Luftfahrtbehörde FAA hat das Landeverbot für den israelischen Flughafen Ben Gurion wieder aufgehoben. Das am Mittwoch um 24 Stunden verlängerte Landeverbot für US-Fluggesellschaften sei beendet worden, teilte die FAA mit, warnte aber vor einer "sehr wechselhaften Situation" und anhaltenden Kämpfen im nahegelegenen Gazastreifen.

Die Sperre war am Dienstag aus Sicherheitsgründen verhängt worden, nachdem eine Rakete aus dem Gazastreifen nahe dem Flughafen zwischen Jerusalem und Tel Aviv eingeschlagen war. Nach dem Fund der Raketenteile hatten amerikanische und europäische Fluggesellschaften vorübergehend Flüge nach Tel Aviv eingestellt - darunter auch die Lufthansa, Swiss Air, Austrian Airlines und Air Berlin. Die Flugstreichungen der deutschen Airlines gelten mindestens bis einschließlich Donnerstag. Inzwischen öffnete Israel den Militärflughafen Ovda in der Negev-Wüste nördlich von Eilat als Ausweichmöglichkeit für internationale Flüge.

Es war das erste Mal seit 1991, dass ausländische Fluggesellschaften in größerer Zahl den Betrieb nach Israel einstellten. Israelische Medien sorgten sich am Mittwoch vor den wirtschaftlichen, aber auch psychologischen Folgen im Falle einer länger anhaltenden Lähmung des Flugverkehrs. Präsident Shimon Peres kritisierte die Streichung internationaler Flüge. "Die richtige Antwort ist nicht, Flüge zu streichen, sondern die Raketen zu stoppen", sagte er bei einem Treffen mit UN-Generalsekretär Ban Ki-moon in Jerusalem.

Kämpfe fortgesetzt

Die israelischen Streitkräfte setzten in der Nacht auf Donnerstag ihre Angriffe im Gazastreifen indes fort. Augenzeugen zufolge fiel der Strom aus, nachdem das wichtigste Kraftwerk des Küstengebiets getroffen wurde. Menschen gerieten in Panik. Trotz internationaler Vermittlungsbemühungen stieg die Zahl der Toten weiter.

Wie der Leiter der Rettungskräfte im Gazastreifen, Ashraf al-Kidra, sagte, kletterte die Zahl der Opfer in dem Gebiet auf 707. Mehr als 4.500 Menschen seien verletzt worden. Auf israelischer Seite kamen bisher mindestens 32 Soldaten und zwei Zivilisten ums Leben.

Wie die Streitkräfte in der Nacht mitteilten, wurden am Mittwoch mehr als 95 Geschoße auf Israel abgefeuert. Das Militär gab an, an dem Tag mehr als 100 Ziele im Gazastreifen angegriffen zu haben.

Widersprüchliche Signale zu Waffenruhe

Die Militäroffensive im Gazastreifen geht in die dritte Woche, ein Ende der Gewalt ist nicht in Sicht. Zu einer möglichen Waffenruhe gab es Mittwochabend widersprüchliche Signale. Hamas-Exilchef Khaled Mashaal machte die Zustimmung zu einer Vereinbarung mit Israel erneut von einem Ende der Blockade des Gazastreifens abhängig. "Wir sind bereit, unser Leben zu opfern, um die Belagerung zu beenden", sagte er in der katarischen Hauptstadt Doha. Zuvor hatten palästinensische Offizielle angekündigt, eine Waffenruhe sei "binnen Stunden" möglich.

Der israelische Regierungssprecher Mark Regev dementierte wenig später jedoch, dass eine Feuerpause unmittelbar bevorstehe. Ein Mitglied des israelischen Sicherheitskabinetts sagte dem Fernsehsender Aruz 10, die Vereinbarung einer Waffenruhe werde bis Samstag erwartet. US-Außenminister John Kerry hatte zuvor von "gewissen Fortschritten" in den Vermittlungsbemühungen gesprochen.

Kerry auf Vermittlungsmission

Kerry wird am Donnerstag seine Vermittlungsmission fortsetzen, derzeit ist er in Kairo. In Jerusalem traf er am Mittwoch UN-Generalsekretär Ban, in Ramallah Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas. "Wir sind gewiss einige Schritte weitergekommen, aber es bleibt noch viel zu tun", zitierten ihn israelische Medien.

Bei einer Sondersitzung des UN-Menschenrechtsrats in Genf zweifelte die Hochkommissarin für Menschenrechte, Navi Pillay, an, dass Israel alles tue, um zivile Opfer zu vermeiden. Israel und die Hamas rief sie nachdrücklich dazu auf, die Zivilbevölkerung zu schützen.

Ban empört nach Raketenfunden in UN-Schulen

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat am Mittwoch empört auf den Fund von Raketen in Schulen der Vereinten Nationen im Gazastreifen reagiert. Dadurch seien die Gebäude zu möglichen Angriffszielen gemacht worden, hieß es in einer Erklärung der UN am Mittwoch in New York. Die Leben von unschuldigen Kindern, UN-Mitarbeitern und all jenen, die in den UN-Schulen Schutz suchten, seien dadurch in Gefahr gebracht worden. Ban ließ offen, wem er die Deponierung der Raketen zuschrieb.

Das UN-Hilfswerk für palästinensische Flüchtlinge, UNRWA, hatte vergangene Woche in einer ihrer derzeit verlassenen Schulen 20 Raketen gefunden, die inzwischen aber verschwunden sind. Am Dienstag hatte es in einer anderen verlassenen UN-Schule in dem Gebiet einen zweiten Raketenfund gegeben. (APA, 24.7.2014)