Wien - Eine internationale Studie an 30 Zentren in Europa, Nord- und Südamerika - unter anderem auch in Wien - mit insgesamt 900 Patienten und Patientinnen hat versucht, die optimale Strategie bei künstlicher Beatmung im Rahmen von Operationen im Bauchraum zu identifizieren. Dabei stellte sich heraus, dass der Beatmungsdruck am Ende des Atemzyklus - nach der Ausatmung - nicht deutlich erhöht werden muss.

Die Studie wurde jetzt im "Lancet" publiziert. An ihr hatte auch Klinische Abteilung für Herz-Thorax-Gefäßchirurgische Anästhesie und Intensivmedizin (HTG) der MedUni Wien im AKH teilgenommen. "In dieser bisher größten randomisierten (Zuteilung von Patienten zu Vergleichsgruppen per Zufall; Anm.) Studie zur Beatmung während der Narkose konnten wir erstmals zeigen, dass ein Maßnahmenpaket zum Offenhalten der Lunge zu keiner Verbesserung des postoperativen Krankheitsverlaufes führt", fasste Werner Schmid von der Wiener Universitätsklinik das Ergebnis in einer Aussendung zusammen.

"Erhöhung des Drucks ist nicht zielführend"

Bei Eingriffen am Bauchraum wird im Rahmen der Vollnarkose die mechanische Beatmung der Lunge unter anderem durch den positiven endexspiratorischen Druck (PEEP) geregelt. Durch die Aufrechterhaltung eines erhöhten Drucks nach der Ausatmung (PEEP) sollen die Lunge und die Lungenbläschen offen gehalten werden. Der Einfluss unterschiedlicher PEEP-Niveaus auf den weiteren Krankheitsverlauf war bisher unklar. Bisher ging man davon aus, dass ein hoher PEEP ein Kollabieren der Lungenbläschen verhindert und damit das Auftreten von post-operativen Komplikationen der Lunge reduziert werde.

Das ist offenbar nicht der Fall. Ein Vergleich mit einem hohen Druck am Ende des Atemzyklus mit einem niedrigeren Wert führte bei Patienten und Patientinnen zu keinen unterschiedlichen Komplikationsraten. "Eine Erhöhung des Drucks ist nicht zielführend", so Schmid. "Die Patienten hatten während des Eingriffs bei höherem Beatmungsdruck häufiger Blutdruckabfälle und brauchten daher zusätzlich blutdrucksteigernde Medikamente." Es traten insgesamt nicht weniger Komplikationen auf. (APA, derStandard.at, 24.7.2014)