Heißer Sommer für Albert: jobben bei 60 Grad.

Enns - Albert, Schüler der Höheren Lehranstalt für Umwelt und Wirtschaft (HLUW) im Yspertal in Niederösterreich, hat in Sommerferien schon viel gejobbt: Abgesehen von seinen Pflichtpraktika in einem Labor in einer Großbäckerei und auf einem Bauernhof in Norwegen immer bei einem Gärtner. "Das war körperliche Schwerarbeit", sagt der 18-Jährige aus Enns in Oberösterreich. In diesen - seinen letzten - großen Schulferien hat der angehende Maturant einen neuen Job: schichteln im Stahlwerk der Voest in Linz.

"Sicher, es gibt weniger anstrengende Jobs", sagt Albert, "aber man kriegt einen Haufen Geld: 2500 Euro." Bisher bekam er pro Ferialjob zwischen 1000 bis 1300 Euro im Monat. Kein Wunder, dass es jedes Jahr 3500 Bewerber bei der Voest versuchen. Wie Albert einen der Plätze erwischt hat? "Ich kenne jemanden, der wiederum jemanden kennt ... Und so hat es halt geklappt." In Alberts Schicht sind derzeit noch vier weitere Ferialpraktikanten.

Ein Schicht-Radl dauert neun Tage, drei Tage Frühschicht (5.15 bis 13.15 Uhr), drei Tage Mittagsschicht (13.15 bis 21.15 Uhr), drei Tage Nachtschicht (21.15 bis 5.15 Uhr) und dann drei Tage frei. Nach der Unterbrechung fallen ihm die ersten Stunden in der Frühschicht besonders schwer. Um 3.15 Uhr aufstehen - ohne zwei Espressi geht da gar nichts.

Neben dem Hochofen

Alberts Arbeitsplatz ist bei der Gießerei neben dem Hochofen, "in einer ziemlich großen Halle". Jetzt im Sommer bei Sonnenschein wird es darin ganz schön heiß, auch wenn der Spitzenwert von 60 Grad bisher noch nicht erreicht wurde. Doch der Schüler kommt auch so ins Schwitzen in der Schutzausrüstung mit Helm, Stiefeln, Handschuhen und Schürze als Spritzschutz. Im Winter sollen es in der Halle dagegen auch einmal nur minus 18 Grad gewesen sein, haben Schichtler ihm erzählt.

Die vier Wochen halte er aber durch, warten doch danach fünf Wochen Erholung. Mit seiner Freundin will Albert "ein bisschen wegfahren", aber den Großteil seines verdienten Geldes möchte er, wie auch schon die Jahre zuvor, in seinen Bausparvertrag einzahlen.

"Heuer wird es natürlich mehr sein", sagt Albert, denn das Geld brauche er für sein Studium. Ohne seine finanzielle Mithilfe könnte es für die Familie nämlich eng werden. Zwar ist die Schwester jetzt mit dem Studium fertig geworden, doch dafür wird heuer der Bruder anfangen.

Kinder leisten Beitrag

Albert selbst wählte nach der Unterstufe am Gymnasium Enns mit der HLUW eine katholische Privatschule - abgesehen von den 980 Euro Schulgeld im Jahr müssen die geschiedenen Eltern auch noch das Internat bezahlen. Denn täglich von seinem Wohnort Enns zur Schule ins Waldviertel zu pendeln schafft er nicht. 3788 Euro pro Jahr machen die Internatskosten aus.

Für die Ausbildung erwarte sich die Mutter, dass die Kinder einen Beitrag leisten, erzählt der jüngste Sohn - daher der Bausparer. "Ich gehe wohl an die Uni für Bodenkultur nach Wien, denn es gibt nicht so viel in Richtung Biologie." In diesem Bereich will er später arbeiten. (Kerstin Scheller, DER STANDARD, 25.7.2014)