Noch prüft die Polizei, ob es Akteure im Hintergrund gab, die die Angriffe auf Spieler von Maccabi Haifa geplant haben.

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Innsbruck/Salzburg - Wäre das Salzburger Leogang nicht eingesprungen, die Tiroler Gemeinde Kirchbichl hätte Österreich eine mittlere internationale Blamage beschert. Aufgrund "massiver Sicherheitsbedenken" nach den Vorfällen in Bischofshofen Mittwochabend hatten sich das Gemeindeamt und der ortsansässige Sportverein darauf geeinigt, das für Samstag geplante Freundschaftsspiel zwischen Maccabi Haifa und dem SC Paderborn 07 abzusagen. "Wir sind eine 5.000-Seelen-Gemeinde und haben nicht einmal eine eigene Polizeiinspektion", sagt Vizebürgermeister Wilfried Ellinger (SP).

Der Ortschef persönlich weilte während all dem im Urlaub, doch auch mit ihm sei abgesprochen worden: Käme es in Kirchbichl zu Ausschreitungen, wäre "die Sicherheitssituation einfach nicht zu bewältigen". Internationale Freundschaftsspiele hätten zwar schon öfter in der Gemeinde stattgefunden, doch das Risiko diesmal könne man "nicht eingehen".

Bei der Polizei wie auch im Innenministerium kann man die Aufregung nicht nachvollziehen und will klipp und klar festhalten: "Natürlich wäre die österreichische Polizei in der Lage, ein Fußballspiel in Kirchbichl abzusichern", sagt ein Sprecher.

Einen Beweis dafür gibt es: Nach dem Spiel in Bischofshofen hatte Maccabi Haifa Donnerstagabend bereits ein weiteres Freundschaftsspiel in der Tiroler Gemeinde Hochfilzen gegen einen albanischen Klub - ohne, dass es Probleme gab. "Wir hatten auf Grundlage der Erkenntnisse aus den anderen Spielen bereits ein Konzept erstellt und den Einsatz durchgeplant", sagt Walter Gaschnig, stellvertretender Polizeikommandant im Bezirk Kufstein, zu dem Kirchbichl gehört.

Vielleicht kann er seine Erkenntnisse nun mit den Salzburger Kollegen teilen. Noch am Freitag gab die Veranstalterorganisation "SLFC Soccer Camps" bekannt, dass neuer Austragungsort für das Freundschaftsspiel die Gemeinde Leogang sein wird. Hier hat der Fußballverein aus Israel auch sein Sommertrainingscamp bezogen. Maccabi Haifa steht seit den Attacken von Bischofshofen unter massivem Polizeischutz.

Hassparolen

In Salzburg ermitteln derweil die Behörden nach den Attacken gegen Maccabi Haifa wegen des Verdachtes der Verhetzung, der versuchten schweren Körperverletzung, wegen des Verdachtes der Nötigung und der Störung der öffentlichen Ordnung. Besonders weit dürfte die Polizei dabei freilich noch nicht gekommen sein. Am Freitag war noch nicht einmal klar, gegen wie viele Verdächtige ermittelt wird.

Ursprünglich gab die Polizei 20 Verdächtige an, die Staatsanwaltschaft korrigierte dann auf zehn. Freitagnachmittag wollte sich dann ein Polizeisprecher auf Anfrage des Standard nicht mehr festlegen: "Wir ermitteln gegen mehrere Personen."

Die Salzburger Exekutive spricht von "viel kriminalistischer Kleinarbeit", die da noch vor ihr liege. Man müsse anhand des Beweismaterials - vor allem der Videoaufnahmen des Platzsturmes - ermitteln, welche Handlung wem zuzuordnen sei.

Klar dürfte inzwischen aber sein, dass ein ehemaliger Spieler des SK Bischofshofen zu den Hauptverdächtigen gehört. Auf dem inzwischen gelöschten Facebook-Profil des türkischstämmigen Mannes wurden entsprechende Hassparolen sichergestellt. Eine offizielle Bestätigung dazu gibt es vonseiten der Polizei allerdings nicht. (Katharina Mittelstaedt, Thomas Neuhold, DER STANDARD, 26.7.2014)