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Neymar im Autopilotenmodus.

Foto: EPA/GEORGI LICOVSKI

Tokio/Wien – "Es gibt einen guten Grund, warum die richtig guten Sportler nicht viel im Kopf haben, weil da ist der Kopf nicht im Weg." Der Schwimmer Markus Rogan, Absolvent der US-Eliteuni Stanford, musste sich für diese schlaue Bemerkung über die Denkfähigkeit von Sportlern vor zwei Jahren so manchen hämischen Kommentar über seine eigene Intelligenz gefallen lassen. Wie nun eine Studie japanischer Neurowissenschafter zeigt, lag Rogan nicht ganz falsch.

Eiichi Naito (Nationales Zentrum für Information und neuronale Netzwerke in Osaka) und sein Kollege Satoshi Hirose haben im Februar einige Sportler in Barcelona besucht und Aufzeichnungen ihrer Hirnaktivitäten gemacht. Unter den Probanden waren zwei Weltklasseschwimmer, drei spanische Zweitliga-Fußballer, ein Amateurkicker und ein echter Superstar: der 22-jährige brasilianische Wunderkicker Neymar da Silva Santos Júnior, der beim FC Barcelona unter Vertrag steht.

Alle Probanden mussten für die Tests die gleiche Bewegung machen, nämlich einfach ihren rechten Fuß kreisen lassen. Gleichzeitig vermaß ein Magnetresonanztomograf die Aktivitäten im Motorkortex, konkret: von jenen Hirnregionen, die für die Fußbewegungen zuständig sind.

Die Hirnscans zeigten, dass Neymar seinen Fuß quasi auf Autopilot bewegt, schrieben die Forscher im Fachblatt Frontiers in Human Neuroscience. Der Brasilianer würde nur „sehr geringe neuronale Ressourcen“ der für die Fußmotorik zuständigen Hirnregionen benötigen – 90 Prozent weniger als der Amateurkicker.

Ob Neymars Fähigkeit genetisch bedingt oder die Folge jahrelangen Trainings ist, können die Forscher nicht sagen. Sie sind sich aber ziemlich sicher, dass Tests mit Messi oder Ronaldo ähnliche Ergebnisse zeigen würden. Denn wenn so einfache Bewegungen wenig Hirnschmalz brauchen, steht umso mehr für komplizierte Dribblings zur Verfügung. (tasch, DER STANDARD, 26.7.2014)