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Facebook hat Angst vor Abwanderung. Im Bild: Ein Mitarbeiter.

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Gründer Mark Zuckerberg hatte ursprünglich darauf gesetzt, dass Privatsphäre als Wert keine Bedeutung mehr hat.

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Privatsphäre ist nicht mehr wichtig, überholt und den Menschen egal: Was Facebook-Gründer Mark Zuckerberg in den Anfangsjahren seines sozialen Netzwerks prophezeite, ist bislang nicht eingetroffen. Im Gegenteil: Gerade durch die NSA-Affäre wurde vielen klar, wie schützenswert ihre Daten überhaupt sind. Ein Gegentrend setzt ein, "anonyme“ oder datenschützende Apps gewinnen an Nutzern: Etwa Messenger Snapchat, oder die sozialen Netzwerke Secret und Whisper.

Privacy ist Schlagwort

"Genauso wie vor vier Jahren ‚Sharing‘ und ‚Openness‘, ist heute ‚Privacy‘ ein Schlagwort der IT-Industrie“, analysiert etwa Slate. Dem kann auch Facebook nicht ausweichen: Wie schnell sogar dutzende Millionen an Nutzern fliehen können, sah man etwa an MySpace.

Die Reaktion des größten sozialen Netzwerkes: Zuerst gab man 19 Milliarden Dollar aus, um Quasi-Konkurrent WhatsApp zu erwerben. Kurz darauf folgte die Einführung des "Privatsphäre-Dinosauriers“, der Nutzern beibringen soll, für sie passende Einstellungen auszuwählen – wobei das Symbol eines Dinosauriers wohl ein mehr oder weniger subtiler Hinweis auf die eigentliche Denkrichtung im Facebook-Hauptquartier ist.

Zahlreiche Features

Zusätzlich stellte Facebook den "anonymen Login“ vor, mit dem sich Nutzer bei fremden Apps anmelden können, ohne persönliche Daten bereitzustellen. Außerdem wurde die Voreinstellung bei neu angemeldeten Nutzern so modifiziert, dass deren Postings künftig nur Freunde sehen können.

Geschwätz von gestern

Facebook-Chef Zuckerberg geht jetzt aber sogar noch einen Schritt weiter. Nicht nur, dass ihn im Sinne Konrad Adenauers sein "Geschwätz von gestern“ nicht interessiert – vergangene Woche behauptete er sogar, dass Facebook schon immer einen Fokus auf Privatsphäre gesetzt habe. Der Erfolg des sozialen Netzwerks sei sogar darauf zurückzuführen, dass es die richtige Mischung aus Öffentlichkeit und Privatsphäre gefunden habe.

Privatsphäre für User schon wichtig

Aus Userperspektive mag das stimmen: Facebook war geeignet, um sich mit einer Vielzahl an Freunden auszutauschen, ohne dies ganz publik zu tun. Optisch ansprechender und organisierter als ein Massen-Email, aber dann doch nicht für alle sichtbar. Zuckerberg weiter: "Es gibt dann doch einen Punkt, wo man nur eine bestimmte Anzahl von Fotos mit allen Freunden teilen möchte.“ Auch das stimmt, da mittlerweile immer mehr Menschen auch mit ihren Kollegen, Vorgesetzten oder Familienmitgliedern auf Facebook verbunden sind.

Google darf Daten auswerten

Von der ursprünglichen Ideologie Zuckerbergs sind solche Aussagen dennoch weit entfernt: Ursprünglich sollte möglichst viel öffentlich geteilt werden. Etwa, um neue Nutzer anzulocken und Interaktionen zu ermöglichen – und dabei Daten für die Werbewirtschaft zu sammeln. Ein Modell, das auch funktionieren kann, so Slate: Etwa bei Google, wo hunderte Millionen Nutzer eine kommerzielle Verarbeitung ihrer Daten in Kauf nehmen, um die Services kostenfrei beanspruchen zu können.

Soziales Netzwerk ist heikel

Bei einem sozialen Netzwerk, in dem oftmals intime Nachrichten ausgetauscht oder Bilder geteilt werden, nimmt ein Großteil der Nutzer einen solchen Deal jedoch nicht an. Das zeigten heftige Proteste, sobald Facebook Privatsphäre-Einstellungen veränderte. Daher nun die 180-Grad-Wende von Zuckerberg – er hat schlicht Angst, Millionen an Nutzern, und damit Milliarden an Umsatz, zu verlieren. (fsc, derStandard.at, 28.7.2014)