Nach dem Fund von Hepatitis-E-Viren in Spenderblut in Großbritannien sind Forderungen nach entsprechenden Tests in der EU laut geworden. Einer am Montag veröffentlichten Studie zufolge ist einer von fast 3.000 Blutspendern in Großbritannien mit dem Virus infiziert, das Leberkrankheiten auslösen kann.

Neue Studie

Eine Übertragung des Virus gab es demnach in 18 von 43 Fällen, in denen Patienten dem infizierten Blut ausgesetzt waren. Ein Patient entwickelte demnach eine leichte Form der Hepatitis. Laut der Studie, die im medizinischen Fachjournal "The Lancet" veröffentlicht wurde, waren insgesamt 79 von 225.000 Blutspenden in Großbritannien mit einer bestimmten Variante des Hepatitis-E-Virus infiziert, dem Genotyp 3. Menschen können sich über kranke Schweine, verseuchtes Blut oder verunreinigtes Trinkwasser anstecken.

"Wir schätzen, dass es im Jahr der Untersuchung insgesamt zwischen 80.000 und 100.000 menschliche Infektionen mit dem Hepatitis-E-Virus in England gegeben hat", sagte Forscher Richard Tedder von der englischen Gesundheitsbehörde. Eine ähnliche Verbreitung sei vor kurzem auch aus anderen europäischen Ländern gemeldet worden. Die Wissenschafter gingen dennoch davon aus, dass es "keine dringende Notwendigkeit" für eine Kontrolle von Spenderblut gebe.

"Systematische Kontrolle"

In einem Kommentar zu der Studie schrieb jedoch Jean-Michel Pawlotsky vom Henri-Mondor-Krankenhaus in Paris, dass diese Schlussfolgerung "überraschend" sei. Nach seiner Interpretation der Studien-Ergebnisse sollte eine "systematische Kontrolle" von Spenderblut auf das Hepatitis-E-Virus in der Europäischen Union erfolgen.

Den meisten Menschen, die sich mit dem Virus infizieren, geht es nach einiger Zeit mit Symptomen wie Appetitverlust oder Fieber wieder gut. Das Virus kann aber für Menschen mit Immunschwäche wie etwa Krebspatienten oder Patienten nach einer Organtransplantation sowie für schwangere Frauen gefährlich sein. Eine Therapie gibt es nicht. (APA, derStandard.at, 28.7.2014)