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Im Juli 2012 wurde die Sonne aktiv - der von der Eruption ausgelöste Sonnensturm zog jedoch an der Erde vorüber.

Foto: APA/EPA/NASA/Goddard Space Flight Center/SDO

Washington - Seit 2012/2013 ist die zyklische Sonnenaktivität offiziell wieder in einem Maximum angekommen. Es ist bislang aber ein eher "flaches" geblieben. Es kam - zuletzt etwa im Jänner diesen Jahres - zu einigen Eruptionen mit anschließendem Sonnensturm. Schäden auf der Erde, etwa bei empfindlicher Elektronik oder auch Stromleitungen, blieben jedoch aus.

Das Ereignis

Das hätte auch ganz anders kommen können, heißt es von Seiten der NASA. Ein Sonnensturm im Juli 2012 hätte verheerende Auswirkungen gehabt, wenn er nur eine Woche früher stattgefunden hätte. Dann wäre die aktive Region im Verlauf der 25 Tage dauernden Rotation der Sonne auf die Erde ausgerichtet gewesen. So jedoch zog der Sonnensturm, der bei den beiden kurz hintereinander erfolgten koronalen Massenauswürfen vom Juli 2012 ausgelöst wurde, an uns vorbei.

Stattdessen traf er die Raumsonde STEREO-A, deren Daten überhaupt erst ermöglichten, die Beinahe-Katastrophe im Nachhinein zu rekonstruieren. Die zur Sonnenbeobachtung eingesetzte Sonde STEREO-A operiert außerhalb des irdischen Magnetfelds, welches mit dem Sonnensturm in gefährlicher Weise interagieren würde, und ist gegen starke Strahlungsausbrüche gerüstet. Deshalb blieb sie unbeschädigt.

Drei Wellen

Herkömmliche Satelliten hätten da weniger Glück, rechnet Daniel Baker von der Universität Colorado zusammen mit Kollegen von anderen Universitäten und der NASA vor. Die Elektronik der Satelliten würde in den auf sie einprasselnden Strömen von Protonen und Elektronen schwer in Mitleidenschaft gezogen und schlimmstenfalls komplett ausfallen. Schon in den Minuten und Stunden zuvor wäre es zu Ausfällen bei Radiosignalen und GPS-Navigation gekommen, wenn die als erstes eintreffende Röntgen- und UV-Strahlung des Ausbruchs einen "solaren EMP" bewirkt hätte.

Als dritte Welle schließlich würden einen bis ein paar Tage später Wolken aus magnetisiertem Plasma eintreffen, die Überlandleitungen schädigen und eventuell das gesamte Stromnetz lahmlegen könnten. Die Forscher vergleichen das Ausmaß des Sonnensturms mit dem sogenannten Carrington-Event des Jahres 1859, in dem die Telegrafennetze in Europa und Nordamerika ausfielen.

Was die Wahrscheinlichkeit für einen weiteren Sonnensturm dieser Größenordnung betrifft, berufen sich die Forscher auf eine Studie vom Februar diesen Jahres: Sie betrage etwa 12 Prozent, dass in den nächsten zehn Jahren ein solcher verheerender Sonnensturm die Erde trifft. Baker resümiert in dem NASA-Artikel, dessen Ton nicht ganz frei von Alarmismus ist: "Wir müssen vorbereitet sein." (jdo, derStandard.at, 28. 7. 2014)