Junge Frauen und Männer beim Aufnahmetest für die MedUni Wien Anfang Juli. Bei mathematischen Fähigkeiten wurden die Unterschiede geringer, Männer sind aber nach wie vor im Vorteil.

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Laxenburg/Wien - Seit Jahrzehnten wird in der Intelligenzforschung heftig darüber debattiert. Schließlich hat die Frage, ob Frauen und Männer bei bestimmten Denkaufgaben im Schnitt unterschiedlich gute Leistungen zeigen, ganz handfeste Auswirkungen - etwa bei Aufnahmeprüfungen für bestimmte Studienfächer.

Doch sind diese Unterschiede, wenn es sie gibt, nun biologisch bedingt? Oder liegt es einfach an unterschiedlichen Bildungschancen für Männer und Frauen? Ein österreichisch-skandinavisches Forschungsteam um Daniela Weber vom Internationalen Institut für angewandte Systemanalyse (Iiasa) in Laxenburg bei Wien hat diese Fragen anhand von Daten aus 13 europäischen Ländern beantwortet, 31.000 Männer und Frauen über 50 Jahre haben an diesem "Survey of Health, Ageing and Retirement in Europe" teilgenommen.

Beim Kurzzeitgedächtnis waren in den südlicheren Ländern (Griechenland, Spanien und Italien) vor allem in den älteren Jahrgängen die Männer noch besser, in Dänemark und Schweden hingegen waren die Frauen über alle Jahrgänge hinweg im Vorteil. Bei den jüngeren Jahrgängen hat sich der Unterschied sogar noch vergrößert. Auch in den mitteleuropäischen Ländern waren Frauen ab dem Jahrgang 1932 den Männern überlegen.

Bei den mathematischen Fähigkeiten hingegen zeigten Männer über alle drei Großregionen bessere Leistungen, so Weber, aber dieser Vorteil verringert sich, je jünger die Studienteilnehmerinnen werden. "Wir sehen aber keinen Trend dahin, dass der Unterschied ganz verschwindet", sagt die Forscherin.

Die beste Erklärung für diese Verschiebungen sei aber der jeweilige Lebensstandard und das Bildungsniveau, resümiert das Forscherteam im Fachblatt PNAS. Je höher das jeweilige Wohlstandsniveau, desto besser sei das Abschneiden bei den Tests. Langfristig zeige sich, dass Frauen von diesen positiven Entwicklungen im Schnitt mehr profitieren würden als Männer. (tasch/APA, DER STANDARD, 29. 7. 2014)