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Nach dem Sieg in Ungarn wurde Ricciardo zu "Disco Dan".

Foto: APA/EPA/Suki

Budapest/Wien - Nachdem es vollbracht, der zweite Sieg seiner Formel-1-Karriere eingefahren war, kündigte Daniel Ricciardo das Comeback von "Disco Dan" an. Mit eigens nach Ungarn gereisten Freunden wollte er "hart feiern", so wie er es als Teenager daheim in Perth oft getan hat. Damals hat er sich auch gern das Auto seiner Mutter ausgeliehen, um ein paar Drifts zu genießen - ohne vorher ihre Erlaubnis eingeholt zu haben.

Immerhin, Daniel Ricciardo, der in seiner dritten vollen Saison in der sogenannten Königsklasse des Motorsports deren noch jungen Monarchen, Vierfachweltmeister Sebastian Vettel, reichlich alt aussehen lässt, hat seinen Eltern auch manchmal gefolgt. Er ist zum Beispiel nicht Motorradpilot geworden. Valentino Rossi galt und gilt seine Bewunderung, dem Dottore aus Urbino bei Pesaro, der auf zwei Rädern neunmal Weltmeister war.

Auch Ricciardo hat italienische Wurzeln, die Familie des Vaters kam aus Sizilien. Und in Italien, in der dortigen Formel Renault, begann die Motorsportkarriere des Jungstars von Red Bull, der quasi im Kart aufgewachsen ist, vor erst sieben Jahren so richtig. Über die britische Formel-3-Meisterschaft und die Formel Renault 3.5 raste er in den Gesichtskreis der wirklich wichtigen Menschen der Szene und erhielt eine Einladung, für das Juniorenteam von Red Bull vorzufahren. In Estoril überzeugte Ricciardo dann zum Beispiel Helmut Marko sofort. Aber nicht nur durch seinen typischen Grinser, sondern durch seine fahrerische Ausnahmestellung setzte sich Ricciardo unter 20 präsumtiven Eleven durch.

Im Dezember 2009 durfte Ricciardo in Jerez erstmals einen Formel-1-Boliden ausprobieren, den ersten Grand Prix absolvierte er dank Red-Bull-Zuschusses in einem HRT 2011 in Silverstone, die erste volle Saison im Toro Rosso 2012. Gleich im ersten Rennen in Melbourne, also daheim in Australien, gelangen ihm mit Rang neun die ersten Punkte.

Alonsos Spott

Als des Australiers Mark Webber Bleiben bei Red Bull nicht länger war, drängte sich Ricciardo als Ersatz auf. Champion Vettel hatte nichts dagegen. Mittlerweile dürfte sich der 27-Jährige Webber zurückwünschen. In dieser Saison war nur Ricciardo im unterlegenen Red Bull siegfähig, in den Qualifyings liegt er 7:4 voran, nach WM-Punkten mit 131:88. Der Spanier Fernando Alonso, ein alter Konkurrent Vettels, weidet sich am Schauspiel: "Er ist die Nummer eins im Team des Champions, das sagt doch schon alles."

Ricciardo selbst bemüht sich auffällig darum, nicht großspurig zu erscheinen. Er betont stets, wie viel er von Vettel lernen konnte und wie sehr ihn Red Bull Racing angenommen habe: "Ich fühle mich jetzt so, als würde ich wirklich hierher gehören."

Klagen über mangelnde Motorleistung, von Vettel oft und oft vorgebracht, hört man von ihm nie. Nicht wenige Experten sind davon überzeugt, dass Ricciardo ein kommender Weltmeister ist. Alan Jones, 1980 als bisher letzter Australier Formel-1-Champion, sähe seinen Landsmann gerne schon am Ende dieses Jahres ganz vorne. "Macht einen Mercedes-Motor in den verdammten Red Bull, oder gebt ihm am besten gleich einen Mercedes", sagte der 67-Jährige, der seinerzeit in einem Williams triumphiert hatte, in einem Interview mit Reuters.

Vor Jones hatte schon Jack Brabham das Wirken Ricciardos geadelt. "Er macht einen guten Job, das tut er wirklich", sagte der legendäre Australier kurz vor seinem Tod im vergangenen Mai. Ricciardos ersten Sieg Anfang Juni in Kanada durfte der dreimalige Weltmeister nicht mehr erleben. Am Überholmanöver gegen Lewis Hamilton, mit dem sich der 24-Jährige am Sonntag den Weg zum Sieg in Ungarn ebnete, hätte auch Brabham seine Freude gehabt. "Es musste getan werden", sagte Ricciardo danach nur und lächelte. Jones: "Er lächelt meist. Aber wenn es drauf ankommt, wachsen ihm Hörner." (sid, lü, DER STANDARD, 29.07.2014)