Emojis - Freund oder Feind der Kommunikation?

Foto: Lukas Friesebichler

Pro
Von Karin Krichmayr

Nur blöd, dass das Redaktionssystem keine lustigen Zeichen ausspuckt. So könnte man sie gleich für sich selbst sprechen lassen, anstatt ganze Worte und Sätze rund um sie herum auszuformulieren, und müsste die damit verbundenen Gefühle nicht zwischen den Zeilen verpacken.

Wie kann man auch dem direkten Charme des Smileys widerstehen, egal ob in Form eines herzensoffenen Lächelns oder eines verschlagenen Zwinkerns? Wie vermögen Buchstaben zu vermitteln, was grinsende Kackhaufen, kotzende Katzen und tanzende Zwillinge mit Hasenohren ausdrücken?

Ganz abgesehen davon, dass die Bildersprache eine Menge Zeit und Vertippser erspart - sie erlaubt maßlose Übertreibung bei gleichzeitiger Umgehung echter Emotionen: Wie kann man sonst vor Lachen Bäche an Tränen verschütten, zig Mal ein Auge zudrücken, sich wegen einer Kleinigkeit erschießen? Oder jemanden ständig mit Küssen überhäufen, ohne auch nur einmal "Ich liebe dich" sagen zu müssen? In jedem von uns steckt ein kleines Emoji!

Kontra
Von David Krutzler

Gegen ein verschmitztes Zwinkern ist ja nichts einzuwenden, sofern man sicherstellen will, dass das eben in Sätzen Ausgedrückte auch in der intendierten Wirkung beim Empfänger ankommt. Das kann dann durchaus das Gegenteil von dem bedeuten, was geschrieben ist, oder das Gegenteil vom Gegenteil, nämlich genau das, was trotz Smiley hier steht.

Ein Beispiel? Du und ich, wir haben Streit. Wie lösen, dass beide das Gesicht wahren können? "Du hast ja recht", wird ins Handy getippt. Und: Zwinker, zwinker. Du verstehst den Smiley als nettes Lächeln, ich als Auslachen. Jeder bekommt die Nachricht, die er verstehen will.

Aber sonst? Traurig sein, weinen, nachdenklich sein? Selbst, dass mir kotzübel ist, kann ich bildhaft schreiben, ohne Emojis. Wie? "Mir ist kotzübel." Das versteht man. Die Bilder sind nichts weiter als Mimi 2.0: In der Volksschule zeichneten wir das, was wir noch nicht schreiben konnten. ("Mimi geht ins Haus.") Jetzt zeigen Zeichnungen das, was wir gerne schreiben würden, aber noch nicht können. (Rondo, DER STANDARD, 1.8.2014)