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Model Lily Aldridge bei der Präsentation von Modellen von Victoria's Secret.

Foto: REUTERS/Shannon Stapleton

Das war was, als die Unterhosen auf dicke Hose machten und die Angeber-Gummibänder unter den Jeansbünden hervor sprangen. Auf denen war damals dick und breit Calvin Klein oder Joop! zu lesen. Heute ist das damals gut zwanzig Jahre her. Die Erinnerung an Feinripp und Gummiband, Kate Moss und Mark Wahlberg aber nicht so wirklich verblasst.

Denn die Angeber-Gummis sind sie jetzt wieder überall zu sehen. Überall stimmt natürlich nicht so ganz. Und ein Zufall ist das auch nicht. Das US-Unternehmen Calvin Klein hat die Bedürfnisse des Zeitgeistes (Designerlogos für alle!) gewittert. Und vor einem halben Jahr mit einer Unterwäsche-Kampagne ordentlich Gas gegeben. Die setzt wie damals auf ganz viel Logo und ganz viel nackte Haut.

Anders als in den Neunzigern aber kann an der neuen Unterwäschebewegung jeder teil haben – dank Instagram. Und so gibt es online gerade unter dem Hashtag #mycalvins jede Menge hart trainierter Bauchdecken aus der ganzen Welt zu begutachten. Die Männer zoomen dabei Unterhoseneingriffe heran. Die Frauen, Bloggerinnen wie Leandra Medine oder Natalie Joos und Models wie Toni Garrn, stecken in Sport-BH's, die die Brüste flach und die Oberarme straff machen.

Sogar eine Tumblr-Bildersammlung gibt es zum Thema. Die huldigt allerdings einem anderen Label und heißt tatsächlich "Fit Girls in Nike Sport Bras". Und sie hält, was sie verspricht. Da posieren Frauen, verschärfte Versionen der jungen Britney Spears, mit braungebrannter Körpermitte vor Palmen oder Fitnessgeräten –und stemmen Hanteln. Die Bilder kann man drehen und wenden, von vorne wie von hinten: Alles perfekt – bis zum Nike-Haken, der zwischen den Brüsten sitzt.

BritneySpearsVEVO

Wenn diese Fitness-Frauen jetzt irgendwie ungut unter Druck setzen (weil eben nicht jede wie diese straffen Leichtathletinnen durchs Leben sprintet), gibt’s dafür auch eine Lösung. Eine ziemlich clevere sogar. Einfach ein halb transparentes T-Shirt überwerfen und die Shorts etwas höher ziehen. Verdunkelt garantiert alle Körperstellen, die unter dem Sport-BH Falten schlagen.

Dabei ist dieses verschämte Versteckspiel ja eigentlich völliger Quatsch. Wurde doch der Sport-BH Ende der Siebziger Jahre während der großen US-Jogging-Euphorie von Frauen für Frauen erfunden. Ohne springende oder eingeschnürte Brüste laufen zu können, darf ja ruhig als eine Art Befreiung verstanden werden. Und so sollten wir die Teile auch tragen: Als Bekenntnis zum "einfach mal locker machen“. Damit der Sports Bra nicht den verkrampften Britneys an der Hantelbank vorbehalten bleibt. (Anne Feldkamp, derStandard.at, 30.07.2014)

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