Bern - Bisher galt das Fällen einzelner Bäume in tropischen Wäldern wurde - im Unterschied zum Kahlschlag - als relativ naturverträglich. Das ist es aber bei weitem nicht immer, lautet das Fazit einer neuen Studie mit Schweizer Beteiligung. Es kommt darauf an, wie stark die Wälder genutzt werden.

Säugetiere und Amphibien reagieren der Studie zufolge besonders empfindlich auf intensiven Holzschlag. Ein Team um Zuzana Burivalova von der ETH Zürich hat 50 bereits veröffentlichte Studien mit widersprüchlichen Resultaten zu dieser Einzelbaumnutzung (Engl. "selective logging") zusammen ausgewertet, um einen Gesamteindruck zu erhalten.

Dabei zeigte sich, dass die Anzahl von Säugetierarten sich halbiert, wenn die Holzschlag-Intensität 38 Kubikmeter oder drei bis vier Bäume pro Hektar Wald beträgt. Die Amphibien-Vielfalt halbiert sich bei 63 Kubikmetern oder sechs bis sieben Bäumen pro Hektar, wie die Forschenden am Donnerstag im Fachjournal "Current Biology" berichten.

Zahl der Vogelarten stieg an

Bei Schmetterlingen, Käfern und Ameisen fand das Team weitere, vom Holzschlag abhängige Biodiversitäts-Verluste. Nur die Anzahl von Vögeln und Vogelarten wuchsen mit zunehmender Nutzung. Dies seien jedoch allgegenwärtige Arten mit geringen Ansprüchen an ihren Lebensraum, relativierte Burivalova in einer Mitteilung der ETH.

Auf unberührten Tropenwald spezialisierte Vogelarten reagierten genauso empfindlich auf den Holzschlag wie die übrigen Tiere.

Burivalova und Kollegen rufen in dem Fachartikel die Forstunternehmen dazu auf, Holzschlag-Intensitäten einzuhalten, die die Biodiversität berücksichtigen. Dabei sei nicht nur wichtig, wie viel Holz gefällt wird, sondern auch wie das geschieht, erklärte Burivalova.

Kollateralschäden bei intensiver Nutzung

Manche Formen von vorsichtiger, kleingewerblicher Nutzung wirkten sich nur geringfügig auf die Artenvielfalt aus. Bei intensiven Nutzung mit Bulldozern und anderem schwerem Gerät hingegen seien die Kollateralschäden oft groß.

Unter dem Deckmantel des "selective logging" in vorgeblich nachhaltig gemanagten Wäldern gebe es beispielsweise in Borneo Konzessionen für Holzkonzerne. Die dabei vereinbarten Nutzungsmengen seien aber oft viel zu hoch und daher nicht nachhaltig. (APA/red, derStandard.at, 31.07.2014)