Angesichts der Gebietsgewinne der radikalislamischen Gruppe „Islamischer Staat“ (IS) hat Iraks Premierminister Nuri al-Maliki den kurdischen Peschmerga-Milizen Unterstützung durch die irakische Luftwaffe angeboten.

Diese Luftwaffe bestand zu Beginn der IS-Offensive Anfang Juni allerdings lediglich aus ein paar russischen Kampf- und Transporthubschraubern sowie mehreren Cessna-„Caravan“-Propellermaschinen, die in heimischen Flugzeugwerften umgebaut wurden, sodass sie amerikanische „Hellfire“-Raketen verschießen können.

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Irakische Kampf-Cessna, Truppenübungsplatz Aziziyah, November 2010

Eigentlich hätte die irakische Regierung schon im Jahr 2011 insgesamt 30 amerikanische F-16-Kampfflugzeuge bestellt. Im Mai dieses Jahres wurde schließlich die erste F-16 in der Lackierung der irakischen Streitkräfte präsentiert und in einer feierlichen Zeremonie an den Auftraggeber übergeben. Aber die Auslieferung verzögert sich weiter: Die Maschinen stehen noch in den USA. Mittlerweile wird spekuliert, dass die ersten Flugzeuge Ende 2014 im Irak ankommen könnten.

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F-16 in den Farben der irakischen Luftwaffe in Fort Worth, Texas, 2. Mai 2014
Foto: REUTERS/Lockheed Martin/Liz Kaszynski

„Man hat uns getäuscht“, klagte Premierminister Maliki Ende Juni im arabischsprachigen Programm der BBC, „wir hätten Kampfflugzeuge britischer, französischer oder russischer Hersteller kaufen sollen. Wenn wir die Kontrolle über den Luftraum gehabt hätten, hätten wir vermeiden können, was passiert ist“, sagte er über die überraschenden Erfolge der IS-Kämpfer.

Man habe nun gebrauchte Kampfflugzeuge aus russischer und weißrussischer Produktion bestellt.

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Flughafen al-Muthanna bei Bagdad, 28. Juni 2014: Techniker entladen ein russisches Transportflugzeug
Foto: Reuters

Kurz darauf trafen zwölf Erdkampfflugzeuge des russischen Herstellers Suchoi auf der Luftwaffenbasis al-Muthanna ein. Zumindest drei davon kamen aber nicht in einem Transportflugzeug aus Russland, sondern flogen selbst.

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Su-25 im Landeanflug
Foto: Reuters

Das die Su-25 lediglich über eine Reichweite von 750 Kilometer verfügt, wäre die Strecke nur mit mehreren Tankstopps zu bewältigen. Die eilig übermalten Nummern auf dem Seitenleitwerk der Su-25 deuten darauf hin, dass diese drei Jets aus dem Iran kamen (derStandard.at berichtete).

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Irakisch/iranische Su-25, al-Muthanna, 1. Juli 2014
Foto: Reuters

Dort hatten 1990 während des Golfkriegs zahlreiche irakische Piloten Zuflucht vor der Übermacht der US-Luftwaffe gesucht. Die Regierung in Teheran übernahm damals die Maschinen trotz Protesten aus Bagdad.

Über den Ausbildungsstand der irakischen Piloten ist wenig bekannt: Im F-16-Paket ist auch die Ausbildung der Mannschaften enthalten, sechs Piloten absolvierten Kurse in den USA. Der Rest der Truppe dürfte über wenig Flugerfahrung verfügen.

Einem Bericht der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch vom 23. Juli zufolge werden bei Luftangriffen immer wieder Zivilisten getötet, in der umkämpften Stadt Falluja soll die irakische Luftwaffe sogenannte "Fassbomben" gegen Wohngebiete eingesetzt haben. (red, derStandard.at. 5.8.2014)