Auch Gartenarbeit ist gefährlich.

Illustration: Dennis Eriksson

Dass das alltägliche Garteln noch nicht vom Dosenkonzern entdeckt wurde und als X-treme Gardeling vermarktet wird, verwundert schon sehr. Denn gibt es gefährlichere Tätigkeiten als das Garteln?

Wer schon einmal mit einem Handmäher seinen Daumen entstellt hat, weiß davon ein Lied zu singen. Schnell einmal die Cosmeen zur Seite gehoben, um den Rasen zu kürzen – zack, schon steckt der Daumen zwischen den Klingen und bringt den Mäher zum Stocken.

Auch das Hantieren mit Ziergräsern ist durchaus gefährlich. Scharf wie Wellenschliffmesser zeichnen sie wunderschöne Muster in Finger und Handflächen; aber keine sauberen Schnitte, sondern schön ausgefranste, die schlecht heilen.

Die nächste Gefahrenquelle droht vom Komposthaufen, wo sich Wespen hinter dem Holzverschlag ein Nest gebaut haben. Wenn diese sich in Gefahr wähnen, hilft nur schnelles Metermachen. Sonst setzt es Stiche und Schwellungen – Allergiker sprechen ihr letztes Gebet.

Nicht weniger gefährlich ist es, sich leichtfertig vom Garten zu ernähren. Wer zu Herbstzeitlosen anstelle des Bärlauchs greift, macht seinen Freunden und Verwandten wenig Freude. Der Anblick eines an Herbstzeitlosenvergiftung sterbenden Gartlers soll recht unschön sein.

Steckerl-Wildwuchs

Große Gefahr droht auch von der Unzahl an Steckerln und Stöcken, die mitten im Garten stecken, um dort zu hohe Pflanzen zu stützen. Wer sich unbedacht zum Beet herabbückt, um ein wenig Wildwuchs vom Boden zu pflücken, kann sich mir nichts, dir nichts ein Auge ausstechen. Das gehört zu den häufigsten Unfällen in den Gärten.

Gardeling Leaders, wie Prince Charles einer ist, tragen deshalb Schutzbrillen, wenn sie sich aktiv der Gartelmuße hingeben. Und der Kolumnen-Gartler trägt sogar einen Schutzhelm, wenn er sich seinen Pflanzen nähert – mit Recht: Als er unlängst am Stamm seines Rosenbäumchens herummanipulierte, Rittersporne zurückschnitt und dem Lavendel Stütz anbot, verlor er sich in Gedanken – und erhob sich wieder. Das tat verdammt weh, steckten dem Gartler doch jede Menge Dornen in der Kopfhaut. Merke: Erhebe dich nicht unter einem Rosenbäumchen, es sei denn, du trägst einen Schutzhelm.

Möglicherweise ist X-treme Gardeling doch zu blutig, um im Extremsportkanal endlich auf Sendung zu gehen. (Gregor Fauma, Rondo, DER STANDARD, 8.8.2014)