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Schädlingsbe- und Preisverfall setzen den heimischen Erdäpfelbauern zu. Nun sucht die Politik nach Möglichkeiten, den betroffenen Landwirten unter die Arme zu greifen.

Foto: AP/Schulze

Wien - Hochsaison herrscht derzeit für Österreichs Gemüsebauern. Doch obwohl der bisherige Sommer für viele Produkte ausgezeichnete Anbaubedingungen brachte, befürchten manche Branchenvertreter beträchtliche Ertragsausfälle. Denn die Landwirte kämpfen heuer gleich an mehreren Fronten.

Niederösterreichs Erdäpfelbauern etwa schlagen Alarm, weil der gemeine Drahtwurm ihrer Ernte zu Leibe rückt. Macht sich der Übeltäter über den Erdapfel her, hinterlässt er kleine Löcher, die große Probleme nach sich ziehen: Entweder sind die Knollen dermaßen zerstört, dass die gesamte Ernte vernichtet werden muss, oder die Qualität ist nicht mehr hoch genug, um sie als Speiseerdäpfel zu verkaufen. Besonders betroffen ist Niederösterreich, weil hier 80 Prozent der heimischen Ernte produziert werden.

Naturgemäß fürchten sich vor allem jene Bauern, deren Existenz von der Erdäpfelernte abhängt. Immerhin muss ein Landwirt 3000 bis 4000 Euro je Hektar im Vorhinein auslegen, sagt Ferdinand Lembacher von der Niederösterreichischen Landwirtschaftskammer. Ist die herbstliche Ernte nicht ergiebig genug, sieht es auch in der Bilanz düster aus.

Hilfe für die betroffenen Bauern

Um die drohenden Verluste abzufedern, hat das Landwirtschaftsministerium eine Sonderrichtlinie für Härtefälle ausgearbeitet. Die Schäden durch Drahtwurmbefall sollen erhoben und ein gewisser Prozentsatz abgegolten werden. Der geplante Finanzrahmen liegt bei drei Millionen Euro - finanziert von Bund (1,8 Mio. Euro) und Ländern (1,2 Mio. Euro). Derzeit liegt der Entwurf für die Sonderrichtlinie zur Genehmigung im Finanzministerium. Die schriftliche Finanzierungszusage der Länder Niederösterreich und Burgenland fehlt noch.

Negativ auf die Erdäpfelernte auswirken könnte sich auch ein im Frühjahr beschlossenes Verbot eines Pflanzenschutzmittels, warnen Bauernvertreter schon seit geraumer Zeit. Dieses verhindert Drahtwurmbefall, ist aber im Zuge des Schutzes von Bienen nicht mehr zugelassen. "Noch gibt es keine Alternative am Markt", sagt Lembacher. Die Bauern seien den Schädlingen daher ausgeliefert.

Ebenso wenig eingesetzt werden wie das Erdäpfel-Pestizid dürfen Pflanzenschutzmittel mit drei umstrittenen Insektennervengiften der Gruppe der Neonicotinoide. Ein entsprechendes Verbot, das im Vorjahr gesetzlich verankert wurde, trifft in erster Linie Saatgut-Beizstoffe für Mais, Raps, Sonnenblumen und Kürbis.

Maiswurzelbohrer unterwegs

Teile der Anbauflächen für diese Pflanzen sind vor allem in der Steiermark von Wurzelfliege, Erdraupe, Drahtwurm oder Maiswurzelbohrer befallen. Wegen des milden Winters haben viele Schädlinge überlebt. Die Einbußen könnten laut steirischer Landwirtschaftskammer hunderttausende Euro ausmachen.

Ganz andere Probleme hat man im Eferdinger Becken in Oberösterreich. Hier wurde nicht zu wenig, sondern zu viel geerntet. Weil die Preise im Vorjahr aufgrund einer Angebotsverknappung stark anzogen, haben viele Bauern ihre Anbauflächen ausgeweitet. Anderswo dachte man genauso, weshalb sich die günstige Saison - Temperaturen und Niederschlagsmengen waren ideal - besonders auf die Erntemengen und damit auf die Preise ausgewirkt hat. Beim Salat zum Beispiel zahlt man im Handel 14 Cent für das Häuptel - so viel, wie der Setzling kostet.

Deutlicher Preisverfall

Auch bei den Erdäpfeln schaut es ähnlich aus, sagt Manfred Schauer von der Erzeugergemeinschaft "Eferdinger Landl-Erdäpfel". Auch hier leidet man unter einem Bündel an Unwägbarkeiten. Die Probleme mit Russland spüre man ordentlich, "weil die deutschen Exporteure die Preise machen". Verfallen diese, schaut es auch für die heimischen Produzenten schlecht aus.

Heuer könne man gerade einmal kostendeckend arbeiten, so Schauer. Zwölf Cent pro Kilogramm bekommen die Bauern aktuell, im Vorjahr waren es 25 Cent. Abgerechnet wird allerdings erst nach der Haupterntezeit - und die steht noch bevor. (Regina Bruckner, Simon Moser, DER STANDARD, 8.8.2014)