Die Landepiste in Lukla wird von notorischen Wetterkapriolen heimgesucht. Bald soll eine Straße in das Gebiet in 2.800 Metern Seehöhe einfacher erreichbar machen.

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In den 1980er-Jahren erklommen nur rund 25 Menschen im Jahr den Gipfel des Mount Everest, heute sind es an die 500 Bergsteiger jährlich. Schon bis zu 30.000 Touristen pro Jahr kommen per Flugzeug zum Wandern in die gesamte Everest-Region.

Nun soll in Nepal die erste Straße für Kraftfahrzeuge in die Bergregion gebaut werden. Die Straße wird rund 100 Kilometer lang sein und bis nach Surkhe, kurz vor Lukla führen, wie die "Kathmandu Post" am Dienstag unter Berufung auf das Tourismusministerium berichtete. Mit dem Bau wolle die Regierung noch in diesem Haushaltsjahr beginnen.

Wichtigster Everest-Stützpunkt

Lukla liegt etwa 150 Kilometer nordöstlich von Kathmandu auf einer Höhe von 2.860 Metern über dem Meeresspiegel und ist der wichtigste Ausgangspunkt für Touren im Everest-Gebiet. Neben einigen schwer erreichbaren Pässen im Hochgebirge ermöglicht der Ort als einziger den Zugang zur Khumbu-Region und zum Sagarmatha-Nationalpark.

Der Name "Lukla" leitet sich von einem ehemaligen Schafgehege ab, an dessen Stelle sich heute der Tenzing-Hillary-Airport befindet. Bisher können Touristen nur per Flugzeug in das Gebiet reisen, doch der Flughafen gilt als einer der gefährlichsten der Welt. Die Landebahn ist sehr kurz, steigt stark an und ist an den Enden durch eine Schlucht und eine Bergwand begrenzt. Wegen schlechten Wetters fallen Flüge häufig aus. 2011 waren bis zu 3.000 Touristen eine Woche lang in der Hochgebirgsregion gestrandet.

Verbesserung in der Versorgung

Mit der neuen Straße könnte zudem die Versorgung der Einheimischen in der Region verbessert werden. Weil alles eingeflogen werden muss, ist die Region im Landesvergleich - nicht nur für Touristen - extrem teuer. Doch die Naturgewalten Nepals könnten beim Bau der Straße ein schwer zu kalkulierendes Risiko sein. Erst vor zehn Tagen forderten massive Erdrutsche in Nepal 33 Todesopfer. Derzeit sind davon allerdings tiefer liegende Gebiete betroffen.

Wie sich der Bau einer Straße auf die Arbeitssituation der Sherpas auswirken wird, ist noch unklar. Einige wenige Wanderer werden von Trägern derzeit auf dem Fußweg nach Lukla begleitet - von Jiri, dem Ausgangspunkt der geplanten Straße, braucht man neun Tage bis dorthin. Vielen könnte die Existenzgrundlage durch die einfache Anreise entzogen werden.

Mehr Besucher mit weniger Erfahrung

Erst vor einer Woche hat Nepals Regierung zudem die Versicherungssumme für Sherpas sowie andere Bergführer und Träger im Todesfall angehoben. Auslöser für diesen Schritt war die Eislawinen-Tragödie im April, bei der 16 Träger umkamen. Die neuen, unwesentlich höheren Summen sollen von den Touristen und von den Reiseveranstaltern getragen werden. Unter den Besuchern des Everest-Gebiets, die künftig noch einfacher in Fahrzeugen kommen werden, sind aber vermutlich auch viele mit kaum oder keiner Bergerfahrung. Die Höhenstraße wird also vermutlich auch zu einem höheren Risiko für Träger und Touristen führen. (saum, APA, derStandard.at, 13.08.14)