Die gestiegenen Anforderungen im Non-Profit-Bereich lassen sich nicht unbedingt durch noch mehr ausgefeilte Management-Tools beherrschen, ist Christian Horak, fachlicher Leiter des NPO-Kongresses, überzeugt.

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STANDARD: Der diesjährige NPO-Kongress steht unter dem Motto "Geht es auch einfacher?". Das Umfeld für Non-Profit-Organisationen, aber auch für die öffentliche Verwaltung wird immer herausfordernder und anspruchsvoller - wie kann es da einfacher gehen?

Horak: Das Management und auch das Umfeld wird nicht nur für NPOs komplexer. Und diese Komplexität hat ja nicht nur in NPOs zu mehr Management-Tools und Steuerungssystemen geführt - von Qualitätsmanagementsystemen zu Balanced Scorecard et cetera. Führungskräfte stöhnen immer mehr, weil sie sich in den komplexen Managementsystemen gefangen fühlen. Es führt aber in einen Teufelskreis, wenn man glaubt, die Komplexität lasse sich mit immer mehr ausgefeilten Management-Tools beherrschen. Dafür braucht es zwar Tools, aber der Einsatz darf nicht zu noch mehr Komplexität führen. Es geht darum, mit ihnen sinnvoll umzugehen - hier kann mit dem Postulat der Einfachheit angesetzt werden. Denn möglicherweise werden mehrere ähnliche Systeme parallel eingesetzt, die auch synergetisch und damit einfacher angewendet werden könnten.

STANDARD: Wie können NPOs aus diesem Teufelskreis ausbrechen?

Horak: Da gibt es eine Bandbreite an Lösungen. Und unterschiedliche Möglichkeiten werden auch beim NPO-Kongress bearbeitet. Ein wichtiger Ansatzpunkt liegt sicherlich in der Kommunikation. Denn wenn wir nicht einfach kommunizieren, steigern wir zusätzlich die Komplexität. Die Frage, die sich Organisationen stellen sollen, lautet: „Wer soll es verstehen?“ Das fällt leichter, wenn Organisationen ihre Ziele genau vor Augen haben. Komplexität kann auch dadurch entstehen, wenn man nicht genau weiß, wohin man will. Organisationen, die ihre Ziele nicht vor Augen haben, gehen leichter in Komplexität unter. Jene, die sich aber darauf konzentrieren, können Steuerungssysteme besser einsetzen.

STANDARD: Aber besteht nicht gerade durch die gestiegenen Anforderungen die Gefahr, genau diese Ziele aus den Augen zu verlieren?

Horak: NPOs sind sehr stark von Anspruchsgruppen getrieben. Wenn dann nur noch das gemacht wird, was ihnen von unterschiedlicher Seite zugeworfen wird, wird auch das Management immer komplexer. Wichtig ist auch hier, die Ziele klar und einfach zu kommunizieren.

STANDARD: Wie können Führungskräfte die richtige Balance zwischen Komplexität und Einfachheit finden?

Horak: Hier gibt es sehr unterschiedliche Zugänge und auch ganz unterschiedliche Wege. Ein allgemeingültiges Patentrezept des einfachen NPO-Managements gibt es nicht. Es hilft aber, sich auf die wesentlichen, zentralen Ziele zu konzentrieren. Außerdem sollten Organisationen nicht dem Irrglauben erliegen, dass mit zusätzlichen komplexen Managementinstrumenten eine Entscheidungssicherheit erkauft werden kann. Wichtiger ist es, Systeme zu entwickeln, die helfen, möglichst einfach durch die komplexe Welt zu kommen.

STANDARD: Wo sollten Organisationen dabei am besten ansetzen?

Horak: Die Organisationen sollten sich darauf einschwören, was sie machen und für wen sie es machen, und diese Ziele in eine klare Sprache übersetzen, damit möglichst viele das Gleiche verstehen. Im Kleinen herumzubasteln hilft dabei wenig. Besser ist es, sich zuerst auf das Grundsätzliche zu konzentrieren.

STANDARD: Ist das Motto auch als Appell zu verstehen, weil zu viel reglementiert ist, zu viele Kennzahlen herangezogen werden?

Horak: In manchen Bereichen braucht es einen gewissen Reglementierungsgrad, das ist schon in Ordnung. Die Kennzahlenmenge ergibt sich durch die Ziele, die erreicht werden sollen. Und wer sich hier auf wenige Ziele gut konzentrieren kann, kommt auch mit weniger Kennzahlen aus. Auch hier gilt: mehr Mut zur Reduktion. (Gudrun Ostermann, DER STANDARD, 16./17.8.2014)