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Ein schneller Schnitt ist über eine österreichische Online-Restplatzbörse buchbar, die bald ins Ausland expandieren will.

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Wer spontan zum Friseur will, muss nicht unbedingt bei den terminfreien Anbietern der Branche auf einen freien Sessel warten.

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Lückenbüßen kann auch etwas Positives haben, etwa bei Friseurterminen. Vorausgesetzt, dass es nicht der langjährige Lieblingsfriseur des Vertrauens sein muss, der die Haare macht, müssen sie keineswegs ungenutzt verstreichen, wenn ein Kunde kurzfristig absagt. Ein österreichisches Start-up macht sich das zunutze und hat eine Restplatzbörse für Friseurtermine entwickelt.

Das Prinzip ist simpel: Hat ein Friseur freie Termine oder eine Absage eines Kunden, kann er diese auf der Website selbst eintragen oder ändern. Damit vermeiden die Salons Stehzeiten. Haarschneidwillige suchen sich einen Friseur aus dem Portal aus und buchen online – mit dem Vorteil, dass sie spontan Termine zu ermäßigten Tarifen wahrnehmen können – noch am selben Tag. Über Bookgoodlook (vormals Resthaarbörse) lassen sich freie Plätze von derzeit rund 60 Salons in Wien – und bald auch in den Landeshauptstädten - eruieren.

Im Angebot sind Salons auf dem mittleren bis höheren Preisniveau, davon viele im ersten Bezirk. Fotos von den Läden, eine kurze Beschreibung und Userbewertungen sollen es den Usern erleichtern, sich ein Bild von den Friseuren zu machen.

Stehzeiten beim Friseur vermeiden

Sven König, der als Stylist schon einige Stars um die Welt begleitete und sich 2013 in Wien mit eigenem Salon niedergelassen hat, war einer der Ersten, die die Dienstleistungsplattform nutzten: "Ich kann damit optimale Auslastung schaffen, denn bezahlen muss ich meine Mitarbeiter auch, wenn gerade keine Kunden im Geschäft sind." Rund fünf Kunden pro Woche gewinnt er online derzeit dazu. Relativ frisch im Online-Restplatzgeschäft ist der Friseur Headquarters. "Für uns ist wichtig, dass die Verwaltung der freien Termine organisatorisch einfach ist: Reinstellen oder Löschen ist eine Sache, die schnell nebenbei erledigt ist", sagt Projektmanagerin Regina Szalay. Die Leute buchten sehr kurzfristig, daher sei die Aktualität wichtig. Die Restplätze seien gut besucht, derzeit ungefähr drei pro Woche.

Für über die Website erfolgreich vermittelte Termine zahlen die Friseure eine geringe Gebühr – so soll sich das junge Unternehmen finanzieren, das laut den Gründern mit viel Eigenkapital und wenigen Förderungen startete. Bisher wurden 15.000 Restplätze angeboten.

Keine Scheu vor einem neuen Friseur

Die Restplätze kurbeln noch etwas an: die Neukundengewinnung. Den Stammfriseur zu wechseln ist für viele eine heikle Sache, und die besseren Konditionen bei den online gebuchten Terminen könnten dem einen oder anderen potenziellen Neukunden die Scheu davor nehmen. "Manche Kunden kommen dann immer wieder und machen sich die Termine auf konventionelle Weise aus", weiß König aus Erfahrung. Aber es gebe auch richtige Schnäppchenjäger, die ausschließlich auf die günstigen Angebote im Netz warten. Zwischen 20 und 50 Prozent können Kunden sparen.

Die beiden Firmengründer Laurenz Gröbner und Annamarie Zalesak starteten ursprünglich mit einer Facebook-Seite. Im Jänner ging die Website online, und mittlerweile sei klar, dass das Konzept aufgeht, resümiert Gröbner. Aufgrund des sich abzeichnenden Erfolgs ist ab September die Expansion nach Deutschland und später weiter nach Tschechien und Polen geplant. Daher auch die Umbennung in einen international kundenfreundlichen Namen. "Wir wollen bald auch Kosmetik- und Beautybehandlungen anbieten", verrät der WU-Absolvent. Der international umtriebige Sven König glaubt, dass die Idee auch international erfolgreich sein kann, was wiederum für die heimische Branche von Vorteil sei. (Marietta Adenberger, derStandard.at, 27.8.2014)