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Algenblüten wie diese hier im Eriesee sind ein wichtiger Faktor im Kohlenstoffkreislauf. Ihr Ausmaß und ihre Lebensdauer werden primär von Viren bestimmt.

Foto: AP Photo/NOAA

Washington/Wien - Die Erde hat sich in den vergangenen 15 Jahren nicht so stark erwärmt wie im gleichen Zeitraum davor. Verschiedene Erklärungsversuche für diese vielzitierte "Pause" im Klimawandel wurden bereits präsentiert. Nun glauben Wissenschafter aus den USA und China die Ursache in einem langwelligen ozeanischen Zyklus ausgemacht zu haben, wie sie in der aktuellen Ausgabe von "Science" berichten.

Sie fanden Strömungen in den nördlichsten und südlichsten Regionen des Atlantiks, welche jeweils etwa 30-jährige Phasen durchlaufen, die vom Salzgehalt an der Oberfläche abhängen. Steigt dieser, leitet die Strömung rasch Wärme in die Tiefe ab - wie es seit 1999 der Fall ist. Sinkt er wieder, bleibt die Wärme oberflächennah und verstärkt die Aufheizung der Atmosphäre.

Im 2013 präsentierten Bericht des Weltklimarats wurde der aktuellen Erwärmungspause Rechnung getragen - und dennoch die Warnung vor einem weiteren Klimawandel verschärft. Das klingt paradox, doch die neue Studie pflichtet dem bei. Denn der auch von historischen Aufzeichnungen bestätigte Zyklus dreht sich weiter. In etwa 15 Jahren würde demnach die derzeitige Phase enden und die Erderwärmung wieder so rasch ansteigen wie im späten 20. Jahrhundert.

Faktor Viren

Parallel dazu haben israelische Forscher einen Klimafaktor identifiziert, an den die wenigsten gedacht hätten: Viren. Sie wirken indirekt, nämlich im Umweg über Algenblüten. Letztere nehmen große Mengen CO2 aus der Atmosphäre auf und lassen den Kohlenstoff beim Absterben der Algen auf den Meeresgrund sinken. Und laut der in "Current Biology" veröffentlichten Studie hängen Ausmaß und Dauer einer Algenblüte primär vom Befall durch Viren ab.

Dass Viren eine Rolle auf globaler Ebene spielen könnten, klingt nicht mehr ganz so überraschend, wenn man sich ihre schiere Masse vor Augen hält. 2011 versuchten US-Forscher, die Gesamtmenge von Viren in den Ozeanen zu berechnen, und kamen dabei auf die sagenhafte Zahl von einer Quintillion. (jdo, DER STANDARD, 22.8.2014)