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Burnout wird ein immer größeres Problem.

Foto: dpa/Oliver Berg

Burnout ist ein sehr aktueller und allgegenwärtiger Begriff. Einerseits häufen sich die Aussagen von Beschäftigten, die über eine erschöpfungsbedingt reduzierte Leistungsfähigkeit klagen. Andererseits ist unklar, inwieweit solche Selbst- einschätzungen eine objektivierbare Grundlage haben. Das Dortmunder Leibniz-Institut für Arbeitsforschung konnte nun mit objektiven Methoden der Reaktionszeitforschung feststellen, dass ein Burnout tatsächlich mit einer eingeschränkten Fähigkeit zur Aufrechterhaltung der Leistungsbereitschaft einhergeht.

Objektivierung mit Fragebogen

Ein erster Schritt zu einer Objektivierung ist der Burnout-Fragebogen der amerikanischen Psychologen Maslach und Jackson. Dabei werden anhand von 22 Antworten des oder der Betroffenen drei Dimensionen des Burnout differenziert, wobei die emotionale Erschöpfung als zentrales Merkmal gilt, gefolgt von den Aspekten der Depersonalisierung und der reduzierten persönlichen Leistungsfähigkeit.

Allerdings bewegt man sich mit dem Fragebogen konzeptionell immer noch auf der Ebene von Selbstauskünften. Deshalb wird am Leibniz-Institut für Arbeitsforschung das Ziel verfolgt, das Phänomen mit objektiven Methoden zu erfassen. Die Arbeitsgruppe "Flexible Verhaltenssteuerung" unter der Leitung von Thomas Kleinsorge untersucht, ob etablierte Aufgaben zur Analyse von kognitiven Funktionen als diagnostische Instrumente für Burnout eingesetzt werden können.

Reiz und Reaktion

Dies ist nun in einem Experiment mit der sogenannten Constant Foreperiod Reaction Time Task gelungen. Dabei wurden auf einem Bildschirm zwei verschiedene Reize mit unterschiedlicher Häufigkeit dargestellt. Die Reize wurden mehr oder weniger frühzeitig durch einen vorhergehenden Ton angekündigt. Bei dem häufigen Reiz sollten die Probanden nichts machen, bei dem seltenen sollten sie mit einer möglichst schnellen Tastenbetätigung reagieren. Somit standen die Probanden vor der Aufgabe, stets von neuem nach dem Ton eine möglichst hohe Reaktionsbereitschaft aufzubauen, andererseits aber auch häufig die Ausführung der vorbereiteten Reaktion wieder zu hemmen.

In der Untersuchung wurden mit Hilfe des Burnout-Fragebogens zwei Gruppen von Probanden differenziert, solche mit einer geringen und solche mit einer starken emotionalen Erschöpfung. Beide Gruppen zeigten vergleichbare Leistungsdaten, wenn das Intervall zwischen dem Ton und dem Reiz relativ kurz war. In diesen Fällen erhöhte der Ton automatisch die Reaktionsbereitschaft und verringerte entsprechend die Reaktionszeit.

Weniger Bereitschaft

War das Intervall zwischen Ton und Reiz länger, konnten die Probanden mit einer geringen emotionalen Erschöpfung ihre Reaktionsbereitschaft weitgehend aufrechterhalten. Den Probanden mit einer starken emotionalen Erschöpfung gelang dies nicht, hier sank die Reaktionsbereitschaft schrittweise mit der Länge des Intervalls und erreichte schließlich wieder den Wert für eine unvorbereitete Reaktion.

Probleme bei der Aufrechterhaltung der Reaktionsbereitschaft können somit als Marker dienen, ob ein hoher Grad einer emotionalen Erschöpfung vorliegt, wie er für einen Burnout charakteristisch ist. Zugleich ergeben sich aus der Veränderung dieser kognitiven Funktion konkrete Ansatzpunkte, um den Leistungsbeeinträchtigungen von Burnout-Patienten zu begegnen. So sollte eine zusätzliche soziale Unterstützung bei der Aufrechterhaltung der Reaktionsbereitschaft hilfreich sein. (red, derStandard.at, 25.8.2014)