Systemeinführungen, Vakanzüberbrückung, Expansions- oder Sanierungsprojekte von der Abteilungsleitung bis ins Spitzenmanagement: Interimsmanagement wird auch in Österreich zunehmend Thema.

Einerseits wohl, weil Firmen damit flexibel Managementkapazitäten einsetzen können, andererseits wohl, weil eine wachsende Zahl an erfahrenen Managern aus verschiedensten Motiven und Anlässen eine zweite Karriere im operativen Bereich sucht. Gearbeitet wird selbstständig mit Gewerbeschein Unternehmensberatung, die Tagsätze bewegen sich durchschnittlich zwischen 1000 und 1500 Euro.

Das Geschäftsfeld ist also eröffnet. Dass es nun um Vorherrschaft geht, zeigt die Etablierung eines eigenen Dachverbands in Österreich als Interessenvertretung. Vorstandschef darin ist Martin Mayr, Geschäftsführer des Anbieters „Gointerim“, der 1500 Interimsmanager im Netzwerk in Österreich, Deutschland und der Schweiz hat. Die heimische Dachorganisation DÖIM hat ihr Headquarter in Salzburg und ist in allen neun Bundesländern vertreten.

Neues Geschäftsfeld

Er nennt etwa 30 Anbieter hierzulande, wobei Private, die selber als Manager auf Zeit in den Markt gehen, noch dazukommen. „Belastbare Zahlen“ gebe es in Österreich aber noch nicht - viele Berater arrondieren ihr Portfolio auch um solche Angebote. Laut Mayrs Schätzungen gibt es aber bis zu rund 2000 aktive Interim-Manager in Österreich - davon etwa 20 Prozent Frauen.

Als große bekannte Projekte von Interimsmanagement nennt Mayr etwa die Restrukturierung der Alpine Bau oder die Restrukturierung von Baumax.

In den kommenden Jahren würden solche Einsätze für Manager auf Zeit allerdings zunehmend in den Bereich der kleinen und mittleren Unternehmen vordringen, erwartet Mayr. Ob damit nicht unter dem Titel „Flexibilität für beide Seiten“ einer Leiharbeit auf hohem Niveau Vorschub geleistet werde? Mayr verneint. Es gehe vor allem um das Abdecken kurzfristiger Spitzen mit dem Ziel, die Kernmannschaft zu halten.

Unschärfen in der Bezeichnung und der dahinter liegenden Qualifizierung gesteht er allerdings zu. Aber genau da wolle der Verband für Transparenz sorgen: Der Ehrenkodex verlange etwa 15 Jahre Managementerfahrung plus bereits absolvierte Tätigkeit als Interimsmanager. Dass eine solche Tätigkeit unter 40+ auszuüben ist, wird damit recht unwahrscheinlich.

Gearbeitet werde zudem an einer Zertifizierung, um die Qualitätskriterien noch transparenter zu machen. Wissensdefizite, rechtliche Fragen, Abgrenzung zur Beratung - der Verband hat ein Bündel von im Graubereich befindlichen Themen zu klären und zu kommunizieren. Wissenschaftliche Auseinandersetzung steht ebenso auf dem Plan wie Vorantreiben des Wachstums. Für die als Interimsmanager tätigen Einzelunternehmer: 290 Euro pro Jahr Mitgliedbeitrag.

Neue Marktgefüge

Mit dem Fachverband Unternehmensberatung in der Wirtschaftskammer sei man in gutem Einvernehmen, so Mayr. Dass allerdings diese nun gebündelte Initiative auch Auswirkungen auf klassisches Personalberatergeschäft hat, ist nicht von der Hand zu weisen.

Die Not scheint doppelt: Kaum klassische Positionen für Manager 45+ und kaum mittel- bis langfristiges strategisches Commitment der Unternehmen. Da kommen Manager auf Zeit fast wie eine perfekte Lösung herbei. Vertriebsleiter verloren? Interimsmanagement hilft ja auch in solchen Situationen und kommt als Feuerwehr.

Als Konkurrenz zu Zeitarbeitsunternehmen will sich Mayr aber nicht sehen - man sei ja ganz anders positioniert. (DER STANDARD, 30./31.8.2014)