Als Amazon den Prototypen seiner Zustell-Drohnen vorstellte, hielten das viele für einen Werbe-Gag. Aber auch Google arbeitet ernsthaft an fliegenden Paket-Boten. Das ambitionierte Ziel: Warenlieferung in ein bis zwei Minuten.

Google arbeitet wie auch der Onlinehändler Amazon an der Warenzustellung aus der Luft mithilfe von Drohnen. Die kleinen Fluggeräte seien bereits in Australien getestet worden, enthüllte der Internetkonzern am Freitag.

Die Drohnen könnten zum Beispiel in schwer zugänglichen Gebieten und in Großstädten mit überlasteten Verkehrswegen die Zustellung beschleunigen, erklärte der Chef des Forschungslabors Google X, Astro Teller. Google veröffentlichte zudem ein Video von den Testflügen.

Google arbeitet seit zwei Jahren an dem Projekt

"Das langfristige Ziel ist es, nahezu jeder Person nahezu alles innerhalb von ein bis zwei Minuten bringen zu können", sagt Teller. Google arbeite seit rund zwei Jahren an dem Projekt.

Die Drohnen in Googles Project Wing sehen wie kleine Flugzeuge aus. Sie stehen am Boden auf dem Heck, starten senkrecht und gehen dann in den Horizontalflug über. Bei der Zustellung der Fracht landen sie nicht, sondern lassen sie an einem Seil herunter. Das sei unter anderem für die Sicherheit gedacht, erläuterte Projektleiter Nick Roy der US-Website "The Atlantic". Kunden neigten dazu, nach den Paketen zu greifen, auch wenn sie wüssten, dass die Rotoren der Drohnen gefährlich seien. Man habe auch den Abwurf der Fracht mit kleinen Fallschirmen ausprobiert - das sei aber zu ungenau gewesen.

Google-Daten helfen bei Bestimmung des Zielorts

Die Drohnen sollen automatisch zu ihrem Ziel fliegen. Dafür könnten Googles Kartendienste und die Ortsdaten von Smartphones mit dem Android-System von Google nützlich sein, sagte Teller. Um Lieferungen zustellen zu können, werde es etwa entscheidend sein, den Aufenthaltsort der Person zu bestimmen, sagt Teller. "Google hat sehr viele Daten, die dabei helfen können, dieses Problem zu lösen." Zudem könne auf die Erfahrungen bei der Entwicklung mit selbstfahrenden Autos zurückgegriffen werden. "Selbstfliegende Geräte haben mehr mit selbstfahrenden Wagen gemeinsam als mit ferngesteuerten Flugzeugen."

Inzwischen seien in Project Wing bereits Dutzende Mitarbeiter eingebunden, berichtete "The Atlantic". Australien sei ausgesucht worden, weil es lockerere Regeln für Drohnenflüge als andere Länder habe.

Ähnlich wie Hobbydrohnen

Die Prototypen, die Amazon im vergangenen Jahr vorstellte, fliegen ähnlich wie Hobbydrohnen mit mehreren Rotoren und sollen zur Übergabe der Waren landen. Sie können nach bisherigen Informationen rund 2,5 Kilogramm Fracht tragen. Amazon bekam von den US-Behörden nur die Erlaubnis, die Drohnen in abgegrenzten Testbereichen fliegen zu lassen.

Introducing Project Wing.
Google

Bei Project Wing werde die Fracht zunächst mit einer relativ hohen Geschwindigkeit von zehn Metern pro Sekunde aus der Drohne heruntergelassen, berichtete "The Atlantic". Näher zum Boden werde das Tempo dann auf zwei Meter pro Sekunde abgebremst. Das Projekt stehe erst am Anfang, betonte Roy. So seien Stromleitungen bisher ein Problem.

Google testet vor allem im Silicon Valley den Zustelldienst Google Shopping Express, der bisher Waren vor allem per Auto liefert. (APA, 29.8.2014)