Saalfelden - Auch in Saalfelden ist man nicht gefeit vor programmatischen Ausrutschern, kredenzt Projekte, die sich nicht als unverzichtbarer Teil des Festivals präsentieren. Heuer jedoch ist auf ein rundum gelungenes Festivalmosaik zurückzublicken, spektakuläre Ausbrüche ins Dürftige unterblieben. Ja, Cellist Fred Lonberg-Holm, Bassist Nick Macri und Drummer Charles Rumback irritierten am Schlusstag ein wenig.

Das Trio gab sich als geschwätzige Sessionplattform, auf der vor allem die Cellosoli "Ewigkeit" neu zu definieren schienen. Anderseits konnte diese seltsam anmutende Indifferenz gegenüber struktureller Gestaltung angesichts der sonstigen raffinierten Darbietungen als entspannende Form der Unterforderung durchgehen. Zuvor hatte es etwa durch das subtile Quartett Gradischnig/Nagl/Herbert/Vatcher weit ausholende Paraphrasen über den Beatles-Song A Day in My Life gegeben (man gastiert am 13. 9 im Porgy & Bess).

Technisches Vermögen

Oder die Schweizer Pianistin Sylvie Courvoisier im Trio: Sie interpretiert diese jazzklassische Besetzung abseits vom Mainstream als mit pointiertem Themenmaterial angestoßenes Improvisationsabenteuer. Dank hohen technischen Vermögens verfügt Courvoisier über die Möglichkeit, in jedweder Situation hochenergetisch zu agieren.

Nicht anders der deutsche Pianist Joachim Kühn. Er wirkte mit seinem Trio (und Saxofonist Archie Shepp) wie die etwas tonalere Variante Courvoisiers. Auf großteils modaler Songbasis pendelte er hochaufgeladen zwischen Sechzehntellinien und sanglichen Pointen und produzierte reichlich Glanzmomente. Altmeister Shepp wiederum ist nach wie vor singulär, so es darum geht, Töne mit Schmerz aufzuladen und Phrasen klanglich zu defragmentieren, um instrumentale Statements zu vermenschlichen.

Bei den Themen jedoch war zu bemerken, dass Shepp technisch zurzeit nicht auf der Höhe ist - intonatorisch war das bisweilen recht fragwürdig. Dennoch: Jene Magie, die sein Ton versprüht, jenes unverwechselbare gewisse Etwas blitzte auf. (Ljubiša Tošić, DER STANDARD, 2.9.2014)