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In den Vorjahren haben viele Mitarbeiter die Bawag verlassen, das Einsparungsprogramm Bolero ist nun abgeschlossen. Die Ausgliederungen in Tochtergesellschaften gehen aber weiter.

Foto: Reuters/Bader

Wien - Die Bawag baut auch im zweiten Halbjahr 2014 weiter um, und auch Personalausgliederungen in neue Gesellschaften stehen wieder auf dem Programm. Das gesamte Kreditabwicklungs- und Zahlungsverkehrsgeschäft wird nun in neuen, eigenen Töchtern unter dem Dach der E2E Service Center Holding GmbH (ESC) vereint. Die ESC ist eine Enkeltochter der Bawag PSK.

Die Bank, die mehrheitlich den US-Hedgefonds Cerberus und Golden Tree gehört, hat zunächst eine Art Kreditfabrik gebaut, die E2E Kreditmanagement GmbH. Dorthin sind im Juni bereits rund 140 Mitarbeiter transferiert worden. Die zweite Übersiedlungswelle ist diesen Montag erfolgt: von ihr waren weitere 270 Banker betroffen. Zudem wurde im August eine Schwestergesellschaft gegründet, die E2E Transaktionsmanagement GmbH. Dort wird nun der gesamte Zahlungsverkehr der Bawag abgewickelt, für private Kunden ebenso wie für Unternehmen.

Insgesamt sind also rund 400 Leute ausgegliedert worden, ein Teil von ihnen gleichsam zum zweiten Mal: Denn der Zahlungsverkehr war zuletzt in der Bawag-Tochter Navensis geparkt, die inzwischen liquidiert wurde.

Neuer Kollektivvertrag

In den neuen Gesellschaften gilt (nur für Mitarbeiter, die künftig dazukommen) auch ein neuer Kollektivvertrag: der Gewerbe-KV. Er ist für den Arbeitgeber wesentlich günstiger als der bisher geltende Banken-KV. Das Goody für die rund 400 Ex-Bawag-Banker, für die das Arbeitsvertragsrechts-Anpassungsgesetz (Avrag) gilt: Sie sind rund zwei Jahre lang kündigungsgeschützt - und somit länger, als es das Avrag vorsieht. Zudem wurden sie bei ihrer Übersiedelung in den neuen KV gegen Verschlechterungen abgesichert.

Die Bawag selbst ist somit wieder um etliche Geschäftsbereiche abgeschlankt worden; Vertrieb, Filialen, Marketing und IT etwa gehören noch zur Kernbank. Dass Ausgliederungen und Mitarbeiterabbau der vergangenen Jahre als Zeichen für einen bevorstehenden Verkauf gelesen werden, wollen die Bawag-Manager aber nicht. Die jüngsten Ausgliederungen in die E2E, die quasi über Nacht vorgenommen wurden, seien vielmehr der bisherigen Zersplitterung von Kreditabwicklung und Zahlungsverkehr geschuldet. Nun sei all das eben wieder unter einem Dach gelandet, wie es in der Bank heißt.

Das ab 2010 laufende Mitarbeiter-Einsparungsprogramm namens Bolero ist schon Ende Juni abgeschlossen worden, und es wurde dem Vernehmen nach übererfüllt. Zum ersten Halbjahr 2014 hat die vormalige Gewerkschaftsbank 15 Prozent ihrer Mitarbeiter abgebaut und fast 18 Prozent an Personalkosten eingespart, wie bei der Präsentation der Halbjahreszahlen bekannt gegeben wurde. Die Bawag hat per Ende Juni 175 Mio. Euro Gewinn gemacht (plus 86 Prozent). Der Personalstand ist auf 2973 Mitarbeiter gefallen; allein wegen der Maßnahmen im Programm Bolero (Teilzeit, Golden Handshakes u. Ä.) sei der Personalstand 2013 um 478 und heuer um 200 gefallen.

BA verlagert nach Polen

Besagtes Personal in der Bawag ist nun schon zermürbt, wie es hinter vorgehaltener Hand heißt, man hoffe auf ein wenig Ruhe und weniger Ausgliederungen. Wobei selbige in der gesamten österreichischen Bankenbranche zur Routine gehören. Ob IT, Kreditabwicklung, Zahlungsverkehr oder Call Center: Es gibt wenig, was nicht ausgegliedert wird, viele Bereiche sind längst im (billigeren) Ausland gelandet.

In der Bank Austria (BA) etwa dürfte die Gehaltsverrechnung von Wien nach Polen übersiedeln. Die italienische UniCredit hat in dem Bereich ein Joint Venture mit Hewlett Packard (HP), eine polnische Tochter soll die Arbeit übernehmen. Die rund 60 betroffenen BA-Mitarbeiter haben ein Rückkehrrecht. Ganz neu wäre das Terrain nicht: Das Reisemanagement der Bank Austria wird bereits in Polen geführt. (Renate Graber, DER STANDARD, 3.9.2014)