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Wünscht sich Innovation, ein neues Bildungsverständnis und dass "querbeet" nach Einsparungspotential gesucht wird: IHS-Chef Christian Keuschnigg.

Foto: Reuters/Heinz-Peter Bader

Wien - Nach Ansicht von IHS-Chef Christian Keuschnigg muss Österreich in den nächsten Jahrzehnten massiv in Bildung und Grundlagenforschung investieren, um seine gute Position im internationalen Wirtschaftsvergleich halten zu können. Als Anpassung an die Herausforderungen der nächsten Jahrzehnte müsse man "das aufgeben, was andere Länder billiger und besser machen", sagte Keuschnigg am Mittwoch in Wien.

Alterung, Klimaerwärmung, Ressourcenknappheit

Die erste Hälfte dieses Jahrhunderts werde von drei großen Trends bestimmt werden, sagte Keuschnigg: der Alterung der Bevölkerung, der Klimaerwärmung und Ressourcen-Verknappung sowie dem weiteren Aufstieg Chinas und Indiens als Wirtschaftsmächte. 2010 habe der Anteil Chinas und Indiens am Welteinkommen etwa 22 Prozent betragen. "Man kann davon ausgehen, dass sich das bis 2050 verdoppelt."

Altes verteidigen oder Innovation

Das sei für Österreich zwar ein Risiko, aber auch eine Chance - jedoch nur dann, wenn sich Österreichs Wirtschaftsstruktur ändere. Es gebe nämlich nur zwei Möglichkeiten: Man könne das Alte verteidigen, "dann bleibt nur der Preis- und Lohnwettbewerb, und den können wir nur verlieren". Es bleibe also nur die Alternative, "durch konsequente Innovationspolitik den Qualitätswettbewerb zu gewinnen", um damit höhere Lohnkosten erwirtschaften zu können. "Wir sind halt vom Volumen her ein Zwerg und wir werden ein Zwerg bleiben in der Weltwirtschaft. Aber pro Kopf, das ist das Relevante, können wir ein Gigant sein."

Wo Bildung anfängt

Dafür müsse man viel mehr in Bildung und Grundlagenforschung investieren und danach auch einen Strukturwandel umsetzen. "Bildung fängt im Kindergarten an", so der IHS-Chef, weil dort eine grundlegende Lernhaltung vermittelt werde. Das könne später einen Unterschied machen, der bis zu einem Jahr Schulbildung entspreche. Bei der Forschung gehe es vor allem darum, die Grundlagenforschung zu intensivieren und die Universitäten zu fördern. "Die Universitäten sind unterfinanziert."

"Querbeet" Einsparungen suchen

Zur Finanzierung der höheren Forschungsausgaben müsste man "querbeet im Budget" nach möglichen Einsparungen suchen. "Das Pensionssystem ist natürlich langfristig verheerend für die Staatsfinanzen." Schon jetzt werde ein Drittel der Pensionsausgaben aus dem allgemeinen Budget finanziert. Auch müsse man sich fragen, ob die bestehenden Förderungen alle gut eingesetzt seien. "Mir wäre ja lieber, es wäre die forschungsnahe Ausbildung an den Universitäten wirklich Spitze, dann brauche ich gar keine private F&E-Förderung." (APA, 03.09.2014)