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Die Konzentration der anthropogenen Treibhausgase steigt weiterhin rasant an. Im Bild die Kühltürme des deutschen Braunkohlekraftwerks Jänschwalde, das jährlich 25 Millionen Tonnen CO2 ausstößt.

Foto: EPA/OLIVER BERG

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Grafik: APA

Genf - Die Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre hat nach einem Bericht der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) 2013 einen neuen Höchststand erreicht. Zugleich seien die Gas absorbierenden Ozeane von einer "beispiellosen" Übersäuerung betroffen, heißt es in dem am Dienstag in Genf veröffentlichten Jahresbericht der UN-Organisation.

Die CO2-Konzentration habe im vergangenen Jahr auf 396 pro Millionen Teile oder 142 Prozent des vorindustriellen Wertes (aus dem Jahr 1750) zugenommen, schreiben die Klimaexperten. Das Plus habe von 2012 auf 2013 alleine 2,9 pro Millionen Teile betragen, das ist der stärkste Anstieg seit 30 Jahren. Die Methan-Konzentration habe im vergangenen Jahr bei 253 Prozent, die Stickstoffoxid(Lachgas)-Konzentration bei 121 Prozent des vorindustriellen Wertes gelegen. Alle drei Werte seien neue Höchststände, erklärte die WMO.

"Uns läuft die Zeit davon"

"Wir wissen mit Gewissheit, dass sich das Klima wandelt und die meteorologischen Bedingungen wegen des menschlichen Verhaltens immer extremer werden", sagte WMO-Generalsekretär Michel Jarraud bei der Vorstellung des Berichts. "Wir müssen den Trend stoppen, indem wir den Ausstoß von CO2 und anderen Treibhausgasen zurückfahren. Uns läuft die Zeit davon."

Ein weiterer alarmierender Trend, den die WMO feststellte: Der sogenannte Strahlungs- oder Klimaantrieb (radiative forcing), der durch die Treibhausgaskonzentration verändert wird, nahm von 1990 bis 2013 um 34 Prozent zu. Und die Gase, die in Ozeanen gespeichert werden, haben weitreichende Konsequenzen. Täglich würden die Weltmeere rund vier Kilogramm CO2 für jeden auf der Erde lebenden Menschen aufnehmen. Der Säuregehalt der Ozeane sei dadurch auf den höchsten Stand seit mindestens 300 Millionen Jahren gestiegen, schreiben die Fachleute.

"Vergangene, gegenwärtige und künftige CO2-Emissionen werden eine kumulative Auswirkung auf die Klimaerwärmung und die Säuerung der Ozeane haben", sagte Jarraud. "Die Gesetze der Physik sind nicht verhandelbar."

Emissionen in Österreich gestiegen

Auch die Emissionen von Treibhausgasen in Österreich sind 2013 gestiegen. "Wir rechnen mit einem Anstieg von circa 0,3 Millionen Tonnen", sagte Jürgen Schneider, Klimaexperte im Umweltbundesamt, bei einer Pressekonferenz am Dienstag. Bis zum Vorjahr sind die Ausstöße seit 2009 kontinuierlich gesunken. Die 2020-EU-Klimaziele könnten aber dennoch erreicht werden, so Schneider, dafür seien aber zusätzliche Maßnahmen notwendig.

Im Jahr 2012 wurden in Österreich 80,1 Millionen Tonnen Treibhausgase emittiert. Laut einer ersten Schätzung für 2013 - die genauen Zahlen werden im Jänner 2015 präsentiert - rechnen die Experten des Umweltbundesamtes mit einer Steigerung um 0,4 Prozent. Hauptursache dafür dürfte der Straßenverkehr sein. Schneider zufolge ist es aber noch nicht klar, ob vermehrter Verkehr im Inland dafür verantwortlich ist oder der Tanktourismus.

Auch Umweltschutzuorganisationen warnen

Als "Warnschuss" beziehungsweise "klaren Handlungsauftrag" bezeichneten die Umweltschutzorganisationen Greenpeace und Global 2000 die Berichte.

"Unser derzeitiges fossiles Energiesystem ist der wesentliche Treiber für den Klimawandel. Um die Klimakatastrophe zu verhindern, muss die Energiewende jetzt konsequent verfolgt werden", so Julia Kerschbaumsteiner, Klima- und Energiesprecherin von Greenpeace in Österreich, in einer Aussendung. Gelingen könne das nur, wenn sich die europäischen Länder noch im Oktober auf verbindliche Klima- und Energieziele bis 2030 einigen.

"Anstatt neue Kohlekraftwerke zu bauen, müssen wir den Ausstieg aus der fossilen Energie jetzt kraftvoll und so rasch wie möglich angehen. Auch Österreich muss den Ausstieg aus der Kohlestromerzeugung vorantreiben und in den nächsten Jahren die letzten verbliebenen Kraftwerke geplant und koordiniert abschalten", sagt Global-2000-Energiesprecher Johannes Wahlmüller. (APA/red, derStandard.at, 9.9.2014)