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Ian Paisley, 1926-2014

Foto: EPA / Richard Lewis

Belfast/Wien - Lange war die Kompromisslosigkeit sein Mantra, die Überzeugung, den irisch-republikanischen Kräften in Nordirland keinen Millimeter nachgeben zu dürfen. Noch in den 1990er-Jahren präsentierte sich Protestantenpolitiker Ian Paisley als Gegner jener Vereinbarungen, die einen friedlichen Ausgleich zwischen den unterschiedlichen Interessen im Nordteil der irischen Insel schaffen sollten.

Doch als am Freitag der Tod des ehemaligen protestantischen Hardliners bekannt wurde, zollten ihm frühere Todfeinde Respekt. Er habe "einen Freund verloren", schreibt etwa Martin McGuinness, einstige Führungsfigur der irisch-republikanischen IRA. Auch der Chef der Sinn-Féin-Partei, Gerry Adams, gab sich "schockiert und betrübt". Mit seinem Vize McGuinness gemeinsam hatte Paisley von 2007 bis 2008 die Regionalregierung Nordirlands geleitet, oft wurden sie sogar lachend miteinander fotografiert. Eine politische und persönliche Kombination, wie sie wenige Jahre zuvor noch kaum jemand für möglich gehalten hatte und die erst nach der späten Mäßigung der beiden ehemaligen Hardliner denkbar wurde.

Paisley, 1926 in Armagh als Sohn eines baptistischen Pastors und einer Predigerin geboren, hatte sich zunächst ebenfalls vor allem der protestantischen Religion gewidmet: Nach seinem Theologiestudium gründete er im Streit mit der presbyterianischen Kirche Irlands Mitte der 1950er-Jahre die als fundamentalistisch kritisierte Freie Presbyterianische Kirche.

Auch der Widerstand gegen eine Annäherung Nordirlands an die Republik Irland hatte zunächst vor allem religiösen Hintergrund: Kooperation mit Katholiken sah er als "Pakt mit dem Teufel". Bei einem TV-Auftritt provozierte er bewusst, als er sich über eine katholische Hostie lustig machte.

Immer wieder führte er Protestzüge an. Die von ihm 1971 gegründete und bis 2008 geführte Demokratisch-Unionistische Partei (DUP) setzte im Nordirland-Konflikt, dem zwischen den 1960er- und den späten 1990er-Jahren fast 4000 Menschen zum Opfer fielen, lange Zeit auf extremistische Positionen. Als Paisley, der von 1979 bis 2004 trotz Gegnerschaft gegen die EU als Europaparlamentarier amtierte, 2007 in eine Allparteienregierung unter Einschluss der Sinn Féin einwilligte, war sein Gesinnungswandel noch kaum ein Jahr alt.

Den Ausgang des Unabhängigkeitsvotums in Schottland, das auch die Lage in Nordirland destabilisieren könnte, hat er nicht mehr erlebt. (Manuel Escher, DER STANDARD, 13.9.2014)