Ural trifft New York (hoffentlich): Fünf Gespanne auf dem Weg gen Big Apple. 30.000 Kilometer warten.

Foto: rené schäffer

Die Protagonisten und Protagonistinnen der Reise.

rené schäffer

Der Abschied wurde mit einer sehr soliden Feier zelebriert.

rené schäffer

"Es geht nicht darum einen Geschwindigkeitsrekord im Weltumrunden aufzustellen. – Wir sind Künstler und bauen uns ein ‚mobiles Studio‘ und verlegen somit unseren kompletten Alltag nach draußen" erklären Anne, Johannes, Sven, Lisa und Elisabeth. Sie filmen, fotografieren und halten in Notizen ihre Reise fest, die vor wenigen Tagen in Halle/Salle begonnen hat. Mit fünf Ural-Gespannen reisen sie von Deutschland aus, 30.000 Kilometer über Serbien, Bulgarien, Türkei, Russland, Alaska und Kanada bis nach New York.

Nach Abenteuern werden die fünf Freunde nicht lange suchen müssen. Schon nach wenigen Tagen saugte Sven wie ein Ertrinkender an der Benzinleitung seiner Ural. Die lange Geschichte des Russen-Boxers hat sich eben auch als Sediment im Tank verewigt.

Ural oder gar nix

Allen ist klar, dass die Urals mehr Zuwendung brauchen werden als das bei manch anderem Motorrad notwendig gewesen wäre. Trotzdem hielt das Team strikt an der Idee fest, mit Urals zu fahren. Sie haben fünf Beiwagenmaschinen angeschafft, diese hergerichtet und gewartet und repariert – eigentlich bis wenige Minuten vor dem Start der Reise am 7. September.

"Bewusst haben wir uns für die schönen, alten, russischen Motorräder entschieden, weil wir die Kluft zwischen eindringendem Tourist und Bevölkerung so gering wie möglich halten wollen. In den Ländern, die wir durchqueren, ist das Ural Motorrad keine Seltenheit. So wird es für uns einfach sein, uns mit Ersatzteilen zu versorgen und nötige Umbaumaßnahmen durchzuführen", sagt Johannes, der unter anderem für die Wartung des Equipments zuständig ist – und dessen Ural den Namen Susanne Schöps trägt.

Finanzielles Wagnis

Sie wollen nicht nur flüchtige Touristen sein, sondern möchten sich aus der Komfort-Zone wagen und sich auf gesellschaftliche und kulturelle Veränderungen einlassen. Nona. Erfahrung damit hat das Team ja bereits: In drei Monaten reisten sie vor vier Jahren auf vier Simson-Mopeds nach Indien. Ihre Reise hielten sie in einem Buch fest – und genau das ist auch diesmal wieder das Ziel hinter New York.

Trotzdem ist die finanzielle Hürde für dieses Abenteuer enorm. Rund 30.000 Euro, rechnet das Team, wird das Projekt noch verschlingen. Diese Kohle sollen Freunde, Fans und Sponsoren aufbringen. Von acht bis 9850 Euro kosten die Packages, welche die Ural-Tourer anbieten. Und sie haben auch schon das Sponsorgeld für mehr als die ersten 5000 Kilometer beinander.

Quer durch Österreich

Während wir uns fragen, wer zahlt fünf Berufsjugendlichen Geld dafür, dass sie unsererstatt Urlaub machen, zuckeln die fünf Freunde bereits durch Österreich und Ungarn. Und jeden Tag nähern sie sich der größten Herausforderung ihrer Tour. Der Überquerung der Beringstraße.

Es ist jener "Zipfel Wasser, der Sibirien von Alaska trennt. Dort gibt es keine Fähren. Wir werden die Motorräder zu Schwimm-Urals umrüsten und mit ihnen in See stechen", erzählt das Team, das schon die Ostsee durchsegelt hat. Auf Segelbooten zwar, aber immerhin. "Durch unsere technische Erfahrung trauen wir uns allerlei Umbauten an den Motorrädern zu, haben jedoch Respekt vor der Gewalt der Natur."

Bleibt dann noch die Gewalt des Ural-Boxers. Na gut, die paar PS werden zu bändigen sein. Stress haben die fünf Freunde ja nicht, wenn sie sich zwei Jahre Zeit nehmen, für 30.000 Kilometer. (Guido Gluschitsch, derStandard.at, 15.9.2014)