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Etwa 88 Prozent der heutigen Bevölkerung Grönlands stammen von Inuit ab, der Rest ist überwiegend skandinavischen Ursprungs.

Foto:Brennan Linsley/AP/dapd

Wien/Kopenhagen - Die "Anfälligkeit" für Typ-2-Diabetes hängt nicht allein vom Lebensstil ab - eine gewisse Rolle spielt auch die genetische Prädisposition. Dänische Wissenschafter dürften jetzt eine Gen-Variante bei Grönländern entdeckt haben, die häufiger als alle bisher bekannten Mutationen mit der Entwicklung von Typ-2-Diabetes im Zusammenhang stehen, erklärten sie am Dienstag beim Europäischen Diabeteskongress in Wien.

Die Forscher des Steno Diabetes-Zentrums, von der Universität von Süddänemark und der Universität von Kopenhagen führten die Arbeiten mit sogenannten Gen-Chips in Zusammenarbeit mit Grönland durch. Etwa zehn Prozent der 57.000 Einwohner des Landes, die überwiegend von Inuit abstammen, wurden untersucht. Dabei stießen die Forscher auf eine Variante des TBC1D4-Gens, die ausschließlich in Grönland vorkommt und etwa 15 Prozent der dort auftretenden Diabetes-Erkrankungen erklären dürfte.

"Diese Genvariante gibt es sonst in Europa nicht"

Die Gen-Mutation dürfte in der Aufnahme von Glukose durch die Muskeln eine wichtige Rolle spielen. Ida Moltke von der Abteilung für Humangenetik der Universität von Chicago, Erstautorin der Studie: "23 Prozent der Grönländer weisen diese Genvariante auf." Sie wirkt sich negativ auf die Funktion von Transportproteinen aus, die Glukose in die Muskelzellen hinein bringen, damit aus dem Blutstrom entfernen und für die Energieverwertung bereitstellen.

Niels Grarup vom Stoffwechsel-Grundlagenforschungszentrum der Novo Nordisk-Stiftung der Universität von Kopenhagen: "Diese Genvariante gibt es sonst in Europa nicht." Insgesamt erklärt die TBC1D4-Mutante etwa 15 Prozent der Typ-2-Diabetes-Fälle in Grönland. Vier Prozent der Grönländer haben sie von Mutter und Vater - also in zwei Kopien (homozygot) - geerbt. Für sie gibt es ein besonders hohes Diabetes-Risiko: im Alter von mehr als 40 Jahren beträgt es mehr als 60 Prozent, in der Altersgruppe der über 80-Jährigen mehr 80 Prozent. Die Studie ist auch bereits in "Nature" erschienen. (APA/red, derStandard.at, 16. 9. 2014)