Wien - Wer einmal selbstlos hilft, tut es gewöhnlich auch wieder, und sei es Jahre später. Dies konnte der österreichischer Biomathematiker Martin Nowak von der Universität Harvard (USA) mit Kollegen zeigen. Jeder Mensch habe somit einen stabilen "Kooperations-Phänotyp", den man mit Spieltheorie-Experimenten ermitteln kann, so die Forscher in der Fachzeitschrift "Nature Communications".

In der von David Rand vom Department of Psychology der Yale University (USA) geleiteten Studie ließen die Wissenschafter die selben Teilnehmer online verschiedene Spiele spielen: solche, wo es um Kooperation ging, andere, wo man egoistisches Verhalten abstrafen konnten, sowie Auktionen, in denen sich zeigen sollte, wie wettbewerbsorientiert sie sind. Die Entscheidungen der einzelnen Personen korrelierten bei den verschiedenen Kooperationsspielen, fanden die Forscher heraus. Von der Kooperationsbereitschaft unabhängig waren jedoch die Vorlieben zu Strafaktionen und der Ehrgeiz der Teilnehmer, Auktionen zu gewinnen.

Nicht nur virtuell ein Kooperations-Phänotyp

Wer in diesen Online-Spielen oft kooperierte, ist auch im wirklichen Leben hilfreicher als eigensinnige Konsorten, stellten die Forscher weiters fest. Dazu hatten sie Teilnehmern nach unterschiedlichen Kooperationsspielen erklärt, der Versuch sei nun zu Ende, baten aber "unabhängig davon" um Feedback, wie verständlich ein (fingierter) Fragebogen "für eine ganz andere Studie" sei. Wer in den Spielen hilfsbereit war, nahm sich auch eher dafür Zeit, beobachteten sie. "Der Kooperations-Phänotyp erstreckt sich also über die Spielwelt hinaus in das tatsächliche Hilfestellungs-Verhalten", schrieben sie in dem Fachartikel.

Phänotypen sind in der Biologie Charakteristika, die aus einem Zusammenspiel von Genen und der Umwelt entstehen. Sie können etwa das Aussehen, physiologische Eigenschaften und Verhaltensweisen betreffen.

Auch nach Jahren noch hilfsbereit

Die Kooperations-Phänotypen seien auch über die Zeit gleichbleibend, so die Forscher. Bei Teilnehmern, die an mehreren Kooperationsstudien innerhalb von zwei Jahren teilgenommen hatten, fanden sie nämlich keine Hinweise, dass der Wille zur Zusammenarbeit in dieser Zeit etwa nachlässt.

Auch von den persönlichen Wertvorstellungen, die Personen angeben, könne man auf ihre Hilfsbereitschaft schließen, fanden sie heraus. Trügerisch befanden sie jedoch, welche uneigennützigen Aktionen die Teilnehmer von sich selbst aus ihrer Vergangenheit berichteten. "Die Leute übertreiben vielleicht ihre selbstlosen Taten", meinen die Forscher. (APA/red, derStandard.at, 21.09.2014)