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Die Gletscher schmelzen weiterhin, ...

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... Extremwetterereignisse wie Hochwasser nehmen zu.

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Wien - Häufigere Extremwetterereignisse wie Überflutungen und Hitzeperioden, Auswirkungen auf Gesundheit, Land- und Forstwirtschaft, Tourismus und Biodiversität: "Österreich ist keine Insel der Seligen. Der Klimawandel ist Realität, und er trifft uns hart", sagte Klimafonds-Geschäftsführer Ingmar Höbarth bei der Präsentation des österreichischen Sachstandsberichtes zum Klimawandel 2014 am Mittwoch.

Es ist der europaweit erste nationale Bericht seiner Art. Mehr als 240 österreichische Klimaforscher aus 54 Institutionen haben drei Jahre am 1.000 Seiten starken Werk gearbeitet. Die Ergebnisse seien "sehr ernüchternd", erklärte Umweltminister Andrä Rupprechter (ÖVP). "Österreich ist hauptbetroffen vom Klimawandel." Wer heute noch verleugne, dass der Mensch für die Zunahme der CO2-Emissionen hauptverantwortlich sei, liege falsch, sagte Rupprechter.

Dringender Handlungsbedarf

Die vorgelegten Erkenntnisse für Österreich zeigen einen dringenden Handlungsbedarf auf: So ist die Temperatur in Österreich im Vergleich zu 1880 und damit vor der industriellen Revolution um fast zwei Grad Celsius gestiegen. Alleine in der Periode seit 1980 wurde eine Temperaturzunahme um ein Grad Celsius festgestellt.

Global gesehen hat die Durchschnittstemperatur seit 1880 allerdings "nur" um 0,85 Grad Celsius zugelegt, seit 1980 betrug der globale Anstieg etwa 0,5 Grad Celsius. Was bedeutet, dass der Klimawandel in Österreich rascher vor sich geht als im globalen Mittel und Österreich überdurchschnittlich vom Klimawandel betroffen ist.

Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb, Mitglied der Projektleitung des Sachstandsberichts, erklärte die signifikante Zunahme in Österreich im Gespräch mit dem STANDARD vor allem damit, dass die globale Temperaturzunahme von den Weltmeeren gedämpft werde.

Im Binnenland Österreich würden die Landmassen die Temperaturzunahme beschleunigen. Der Rückgang der Schneedecke in Gebirgsregionen treibe die Erwärmung weiter voran, "weil die Oberfläche nicht mehr hell ist und die Sonnenstrahlung reflektiert, sondern in zunehmendem Maße dunkler wird und die Sonnenstrahlung absorbiert". Unter einem "Business as usual"-Emissionsszenario gehen die Autoren des Berichts davon aus, dass die Durchschnittstemperatur in Österreich bis 2100 um weitere 3,5 Grad Celsius zunehmen wird.

"Österreich droht Super-GAU"

Umweltschutzverbände wie Greenpeace, WWF und Global 2000 warnten in einer gemeinsamen Stellungnahme davor, dass Österreich der Super-GAU drohe, "wenn nicht entschieden gehandelt wird". Angesichts der drohenden Folgen fordern die Organisationen Kanzler Werner Faymann (SPÖ) auf, "sich beim kommenden EU-Rat für ein ambitioniertes EU-Klima- und -Energiepaket einzusetzen". Bei diesem EU-Rat Ende Oktober könnte laut den NGOs ein Ziel von 40 Prozent Treibhausgasreduktion bis 2030 fixiert werden.

Der "Österreichische Sachstandsbericht Klimawandel 2014" (AAR14) wurde unter dem Dach des Austrian Panel on Climate Change (APCC) verfasst und ist an Berichte des Weltklimarats (IPCC) angelehnt. Er wurde einem internationalen Reviewprozess unter Leitung des Internationalen Instituts für angewandte Systemanalyse in Laxenburg unterzogen. "Der AAR14 kann somit als gesicherter Stand des Wissens bezeichnet werden", heißt es im Factsheet des Berichts.

Umwandlung der Gesellschaft

Der Bericht liefert keine Vorgaben für die Politik, weist aber auf Entwicklungen und notwendige Strategien zum Erreichen bestimmter Klimaschutzziele hin. Die signifikante Temperaturzunahme in Österreich – und der noch dramatischere Ausblick in die Zukunft ohne Klimaschutz-Lenkungsmaßnahmen – erfordert laut dem Bericht eine grundlegende Umwandlung der Gesellschaft: weg von fossilen Energieträgern hin zu Energieeffizienz und emissionsarmen Technologien.

"Der Klimawandel lässt sich nicht mehr verhindern", sagte Rupprechter. Neben Anpassungsstrategien wie einem wirksamen Hochwasserschutz würden aktive Klimaschutzmaßnahmen verfolgt: Vor allem bei der E-Mobilität sieht Rupprechter große Potenziale, er will beim Verkehr im Verbund mit dem zuständigen Minister Alois Stöger (SPÖ) Anreize für Wasserstoffantriebe schaffen.

Laut Nebojsa Nakicenovic, Projektleiter des Sachstandsberichts, werden die Niederschläge im Winter zu- und im Sommer abnehmen. Die ökonomischen Auswirkungen der extremen Wetterereignisse haben laut dem Bericht in den vergangenen drei Jahrzehnten zugenommen. Wärmeliebende Unkräuter und Schädlinge werden sich demnach ausbreiten und die Land- und Forstwirtschaft vor große Herausforderungen stellen. (David Krutzler, derStandard.at, 17.9.2014)