Leoben - Der Leobener Materialforscher Helmut Clemens (57) hat den international renommierten Honda-Preis 2014 erhalten. Ausschlaggebend seien Clemens' Leistungen in der Entwicklung von Hochtemperatur-Leichtbauwerkstoffen gewesen, gab die in Tokio ansässige Honda Foundation laut der Montanuniversität Leoben bekannt.

Der gebürtige Klagenfurter Clemens studierte Werkstoffwissenschaften an der Montanuniversität Leoben, wo er 1983 das Diplomstudium abschloss und 1987 zum Doktor der Montanistischen Wissenschaften promovierte. 1997 wurde ihm die Lehrbefugnis für Intermetallische Werkstoffe verliehen. Bis 1990 war Clemens als Assistent am Institut für Physik der Montanuniversität Leoben tätig, bevor er zur Plansee in Reutte in Tirol. Danach war er an der Uni Stuttgart, an der Universität Kiel und am Institut für Werkstoffforschung des Forschungszentrums in Geesthacht tätig. Seit Juli 2003 ist Clemens Universitätsprofessor für Metallkunde und metallische Werkstoffe an der Montanuni.

Was den Ausschlag gab

Als einer der international anerkanntesten Experten auf dem Forschungsfeld der Titanaluminide widme sich Clemens seit mehr als zwei Jahrzehnten der Erforschung entsprechender Legierungen", wurde die Preisvergabe begründet, wie die Montanuni mitteilte. Diese Legierungen und die mit ihnen verbundene Prozesstechnologie sind wichtige Bestandteile der nächsten Generation von hoch entwickelten, emissions- und verbrauchsarmen Verbrennungsmotoren.

Die Werkstoffmischungen wiegen nur die Hälfte von herkömmlichen nickelhaltigen Superlegierungen - ein Faktor, welcher zu signifikant reduzierten CO2-Emissionen und Treibstoffeinsparung führt. Nachteilig war bisher die niedrige Formbarkeit dieser Legierungen. Dank der grundlegenden Forschungsarbeit von Clemens hinsichtlich der Bearbeitung dieser Werkstoffe seien nun herkömmliche Schmiedeverfahren auch für intermetallische Titanaluminide anwendbar.

Clemens' Arbeit auf diesem Forschungsfeld habe signifikant dazu beigetragen, dass diese Legierungen als wichtige Konstruktionswerkstoffe zur Herstellung von Luftstrahltriebwerken und Fahrzeugmotoren der nächsten Generation dienen. Die von Clemens entwickelte intermetallische TiAl-Legierung wird derzeit von einem der führenden Triebwerkshersteller, Pratt & Whitney, validiert und zertifiziert. Der Hersteller wird den in Leoben entwickelten Werkstoff in Form von Turbinenschaufeln in der Niederdruckturbine seines Getriebefans (Geared Turbo Fan, GTF) einsetzen. Der Einsatz der Triebwerke ist für den Airbus A320neo und den Irkut MC-21 geplant.

Hintergrund

Der Honda-Preis gilt weltweit als einer der angesehensten Wissenschaftspreise. Er wurde 1980 ins Leben gerufen und wird jährlich an eine Gruppe oder eine Einzelperson verliehen, um deren Leistung in der Kategorie "Eco-Technologie" auszuzeichnen. Die Verleihung findet am 17. November im Imperial-Hotel in Tokio statt. (APA/red, derStandard.at, 17.9.2014)