Sigmund Freud, 1926 fotografiert von Ferdinand Schmutzer.

Foto: Österreichische Nationalbibliothek

Wien - Kurz vor dem 75. Todestag Sigmund Freuds am 23. September hat die Österreichische Nationalbibliothek (ÖNB) die umfangreiche Korrespondenz von einem seiner ersten Schüler, dem Wiener Psychoanalytiker Paul Federn, erworben. Laut einer Aussendung beinhaltet der Nachlass u.a. Briefwechsel mit Freuds engstem Umfeld.

Konkret enthält das Konvolut Korrespondenz mit Anna Freud, Freuds Enkelkindern W. Ernest Freud und Miriam Sophie Löwenstein-Freud sowie dem Freud-Schüler Hermann Nunberg. Die Briefe befassen sich etwa mit der Veröffentlichung der Protokolle der 1908 gegründeten "Wiener Psychoanalytischen Gesellschaft", der ersten psychoanalytischen Organisation der Welt, und dokumentieren den mühevollen Prozess der Übersetzung und Herausgabe der Schriftstücke.

Emigration 1938

Freud war von 1911 bis 1938 Vorsitzender der "Wiener Psychoanalytischen Gesellschaft", Paul Federn von 1924 bis 1938 sein Stellvertreter. Neben den Briefwechseln hat die ÖNB auch Entwürfe und wissenschaftliche Manuskripte von Pauls ebenfalls als Psychoanalytiker tätigem Sohn Ernst Federn erworben.

Paul Federn (1871-1950) stammte aus einer angesehenen jüdischen Bürgerfamilie in Wien. 1903, ein Jahr nach Eröffnung seiner eigenen Arztpraxis, wurde er Mitglied in der von Sigmund Freud gegründeten "Psychologischen Mittwochsgesellschaft", der Vorgängerin der "Wiener Psychoanalytischen Gesellschaft". 1938 musste Federn in die USA emigrieren, wo er bis zu seinem Tod als Psychoanalytiker tätig war. Sein Sohn Ernst Federn (1914-2007) überlebte die Konzentrationslager Dachau und Buchenwald und emigrierte 1948 in die USA. 1972 kehrte er nach Österreich zurück. (APA/red, derStandard.at, 18.9.2015)